Berlin () – Kurz vor der Entscheidung der Unionsfraktion über einen möglichen Untersuchungsausschuss zum Atomausstieg ist das Haus von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in die Offensive gegangen. In einem Brief an die Unionsfraktion, über den die „Rheinische Post“ in ihrer Montagausgabe berichtet, greift der parlamentarische Staatssekretär im Ministerium, Stefan Wenzel (Grüne), die von CDU und CSU geführten Vorgängerregierungen für deren Energiepolitik an.
Darin heißt es: „Deutschlands gefährliche Situation im Jahr 2022 hatte eine Kernursache: die hohe Abhängigkeit von Energielieferungen aus Russland, insbesondere die Gasabhängigkeit.“ Der elfseitige Brief ist an den Obmann der Union im Energieausschuss des Bundestages, Thomas Gebhart (CDU), adressiert. Wenzel schreibt darin weiter: Diese Abhängigkeit von russischem Gas, die Deutschland „besonders verletzbar“ gemacht habe, „sollte mit der Erdgaspipeline Nord Stream 2 noch weiter steigen.“
Der Staatssekretär beschreibt in seinem Brief ausführlich, wie das BMWK unter der neuen Leitung von Habeck „die Energiesicherheit ins Zentrum ihres Handelns“ gestellt und „noch vor Kriegsbeginn eine strategische Neuaufstellung“ eingeleitet habe. Bezogen auf den Streit um den Atomausstieg heißt es im Brief: „Richtig ist, dass in der Debatte um die Frage eines Weiterbetriebs der Atomkraftwerke nur die Frage eine Rolle spielte, ob diese in der akuten Krise einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten können. Eine generelle Laufzeitverlängerung, also ein Wiedereinstieg in die Nutzung der Atomkraft, wie es Ihre Partei jetzt wieder fordert, wurde nicht befürwortet und wird es auch nicht“, schreibt Wenzel.
Richtig sei auch, dass immer die Versorgungssicherheit handlungsleitend gewesen sei und nicht die Frage der CO2-Einsparungen. „Heute hat Deutschland die schlimmste Energiekrise seit Jahrzehnten weitgehend überwunden“, so der Staatssekretär. Inzwischen sei die Energieversorgung unabhängig von Russland und insgesamt breiter aufgestellt. „Auch der 2011 überparteilich beschlossene Atomausstieg wurde erfolgreich vollzogen. Im April 2023 gingen die letzten drei deutschen Atomkraftwerke vom Netz. Seitdem ist der Strompreis deutlich gesunken; die Preise sind wieder weitgehend auf Vorkrisenniveau. Auch die Kohleverstromung ging drastisch zurück und der Energiesektor konnte die CO2-Emissionen deutlich senken“, resümiert Wenzel in seinem Brief.
Hintergrund dieser Offensive des BMWK sind Überlegungen der Unionsfraktion, einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu beantragen, um den Entscheidungsprozess rund um den Atomausstieg zu durchleuchten. Die Union wirft Habeck und Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) vor, aus parteipolitischen Erwägungen eine Laufzeitverlängerung über den 15. April 2023 hinaus blockiert zu haben. Die Unionsfraktion will dem Vernehmen nach zu Wochenbeginn über die Beantragung des Untersuchungsausschusses entscheiden.
Text-/Bildquelle: |
Übermittelt durch www.dts-nachrichtenagentur.de |
Bildhinweis: |
Atomkraftwerk (Archiv)
|
Das könnte Sie auch interessieren:- Ministerium warnte im Sommer 2021 vor Gas als Druckmittel des Kreml 3. Juni 2024 Berlin () - Ein bislang unbekannter Vermerk aus dem Bundeswirtschaftsministerium warnte schon im Sommer 2021, dass Russland die nur spärlich gefüllten Gasspeicher in Deutschland einsetzen…
- Union verlangt Anwesenheit von Habeck im Energieausschuss 13. März 2024 Berlin () - Die Unionsfraktion fordert die persönliche Anwesenheit von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in der nächsten Sitzung des Bundestagsausschusses für Klimaschutz und Energie. "Nachdem…
- Union will 300 Zeugen zu U-Ausschuss zum Atomausstieg laden 3. Oktober 2024 Berlin () - Die Union will im Untersuchungsausschuss zum Atomausstieg offenbar 300 Personen als Zeugen befragen. Das berichtet der "Spiegel".Bei der SPD stößt das auf…
- Scholz und Habeck droht Atom-Untersuchungsausschuss im Januar 14. November 2024 Berlin () - Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) könnten womöglich noch im Januar vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestags zum Atomausstieg befragt…
- CDU-Politiker fordern Untersuchungsausschuss zu AKW-Aus 26. April 2024 Berlin () - Nach der Enthüllung bislang unbekannter Ministeriumsdokumente über die Entscheidung zum AKW-Aus fordern CDU-Politiker einen Untersuchungsausschuss im Bundestag. "Die Täuschungsaktion beim Atomausstieg muss…
- FDP wirft Habeck klimaschädigendes Verhalten vor 12. September 2024 Berlin () - Vor dem heutigen (Donnerstag) Start des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zum Atomausstieg 2023 wirft die FDP Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) klimaschädigendes Verhalten vor.Zu "Bild"…
- Neue Debatte über Entscheidung für Atomausstieg 21. September 2024 Berlin () - Es gibt offenbar neue Hinweisen darauf, dass das Bundeswirtschaftsministerium die Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken in der Energiekrise 2022/23 nicht ergebnisoffen geprüft haben soll…
- Kretschmer sieht "grüne Ideologie" hinter Atomausstieg 26. April 2024 Dresden () - Vor den Sondersitzungen in Bundestagsausschüssen zum Atomausstieg hat Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) die Grünen scharf attackiert."Allein die grüne Ideologie" habe eine…
- Bericht: Habeck-Mitarbeiter ignorierten Bedenken gegen Atom-Aus 25. April 2024 Berlin () - Wichtige Mitarbeiter von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesumweltministerin Steffi Lemke (beide Grüne) sollen einem Medienbericht zufolge angeblich interne Bedenken gegen einen fristgerechten…
- Dobrindt droht mit U-Ausschuss zu Entscheidung um Atomausstieg 25. April 2024 Berlin () - Der Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt, droht nach Berichten über angebliche Täuschungen im Bundeswirtschaftsministerium im Zusammenhang mit dem Atomausstieg mit…
- Habeck verteidigt Atomausstieg 14. April 2024 Berlin () - Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verteidigt den deutschen Atomausstieg vor einem. Alle an die Wand gemalten Schreckensszenarien seien nicht eingetreten, sagte der Grünen-Politiker…
- Göring-Eckardt sieht Baerbock und Habeck gleichermaßen geeignet 27. April 2024 Berlin () - Katrin Göring-Eckardt (Grüne), sieht Außenministerin Annalena Baerbock und Wirtschaftsminister Robert Habeck gleichermaßen als Kanzlerkandidaten geeignet."Annalena Baerbock macht gerade einen ausgezeichneten Job. Genauso…
- FDP attackiert Habeck nach Bericht zu Atom-Ausstieg 25. April 2024 Berlin () - Die FDP übt nach einem Medienbericht über den Umgang des Wirtschaftsministeriums mit dem Atomausstieg scharfe Kritik an Minister Robert Habeck (Grüne) und…
- Afghanistan-U-Ausschuss fordert strukturelle Korrekturen 18. Februar 2025 Afghanistan-U-Ausschuss fordert strukturelle Korrekturen Berlin () - Der Afghanistan-Untersuchungsausschuss fordert als Lehren aus dem Abzug der Bundeswehr aus dem zentralasiatischen Land strukturelle Korrekturen.Der Abzug sei…
- Grünen-Politiker kritisieren Habecks Asylkurs 11. Februar 2025 Grünen-Politiker kritisieren Habecks Asylkurs Berlin () - Bei den Grünen wächst der Unmut über den migrationspolitischen Kurs von Kanzlerkandidat Robert Habeck (Grüne).Wie die "Bild" meldet,…
- Schuldenpaket: Karlsruhe lässt Sitzungen des alten Bundestages zu 14. März 2025 Schuldenpaket: Karlsruhe lässt Sitzungen des alten Bundestages zu Karlsruhe () - Das Bundesverfassungsgericht hat am Freitagnachmittag Anträge der Linken und der AfD zurückgewiesen, mit denen…
- Ampelpolitiker finden Taurus-Untersuchungsausschuss unangemessen 3. März 2024 Berlin () - Ampelpolitiker warnen vor einer parteipolitischen Instrumentalisierung der Abhör-Affäre bei der Bundeswehr. Ein Untersuchungsausschuss sei nicht angemessen, sagte SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner dem "Tagesspiegel".…
- Habeck warnt in Bewerbungsrede für Kanzlerkandidatur vor GroKo 17. November 2024 Wiesbaden () - Der amtierende Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat in seiner Bewerbungsrede für die Kanzlerkandidatur der Grünen deutlich vor einer Großen Koalition nach der Bundestagswahl…
- Fraktionen einigen sich auf Energiegesetz - Habeck erleichtert 27. Januar 2025 Fraktionen einigen sich auf Energiegesetz - Habeck erleichtert Berlin () - Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat sich über die Einigung der Bundestagsfraktionen zum Energiegesetz erfreut…
- Grüne räumen Fehler im Fall Stefan Gelbhaar ein 12. Juni 2025 Berlin () - Die Grünen haben die Aufarbeitung der mutmaßlichen MeToo-Affäre um ihren ehemaligen Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar abgeschlossen - mit dem Ergebnis, dass das Ombudsverfahren…
- Grüne entschärfen Habecks Zehn-Punkte-Plan zur Migration 12. Februar 2025 Grüne entschärfen Habecks Zehn-Punkte-Plan zur Migration Berlin () - Die Grünen haben den Zehn-Punkte-Plan ihres Kanzlerkandidaten Robert Habeck zur Verringerung der illegalen Migration entschärft. Wie…
- Habeck hat Verständnis für FDP-Blockade des EU-Lieferkettengesetzes 15. Februar 2024 Leipzig () - Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat Verständnis für die Blockade des EU-Lieferkettengesetzes durch die FDP. "Ich bin überhaupt nicht sauer", sagte Habeck mit…
Die Nachrichtenagentur versorgt seit über 10 Jahren ihre Kunden rund um die Uhr mit topaktuellen Nachrichtentexten und Bildern.
Letzte Artikel von Deutsche Textservice Nachrichtenagentur GmbH
(Alle anzeigen)