Berlin () – Der Bundesrechnungshof warnt die Haushälter des Bundestags davor, grünes Licht zu geben für ein milliardenschweres Rüstungsvorhaben des Verteidigungsministeriums.
In einem vertraulichen Bericht kritisieren die Finanzkontrolleure den geplanten Auftrag für 123 gepanzerte Transportfahrzeuge vom Typ „Boxer“ als zu teuer und zu kompliziert. Der „Spiegel“ berichtet darüber. Das Ministerium möchte das bisher bei der Jägertruppe genutzte, leicht gepanzerte Kettenfahrzeug „Wiesel“ durch einen neuen sogenannten „Schweren Waffenträger Infanterie“ auf Basis des „Boxers“ ablösen.
Ursprünglich waren für das Großvorhaben zwei Milliarden Euro vorgesehen, die aus dem Bundeswehr-Sondervermögen gezahlt werden sollten. Doch die zwei Milliarden reichen nicht aus. Der neue Preis liegt bei 2,69 Milliarden Euro – mindestens. „Preiseskalation, Vertragsoptionen, Ausgaben für den Erstbedarf an Munition und noch zu beschaffende Fahrschulfahrzeuge sind hierbei nicht berücksichtigt“, schreiben die Finanzkontrolleure in ihrem Bericht vom 15. Februar.
Sie kritisieren nicht nur die Kostensteigerung, sondern auch die Komplexität des geplanten Kaufauftrags. So soll der Kauf des neuen Waffensystems über die australische Regierung abgewickelt werden. Zudem sollen die Panzer zu großen Teilen in Australien gefertigt werden, obwohl deren Hersteller Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann in Deutschland sitzen.
„Der beabsichtigte Zeitgewinn bei der Beschaffung des „Schweren Waffenträgers Infanterie“ ist teuer, führt zu logistischen Abhängigkeiten zur Rüstungsindustrie und zu Herausforderungen für die Nutzung“, schreiben die Prüfer. Sie bemängeln mangelnde Sorgfalt: „Getrieben von einer eng gefassten Zeitplanung und Erklärungen an Australien untersuchte die Bundeswehr Alternativen nicht näher.“
Die Rechnungsprüfer gehen mit dem Verteidigungsministerium hart ins Gericht. Sie schreiben: „Ein zielgerichtetes Projektmanagement konnte der Bundesrechnungshof nicht feststellen.“ Die Extrakosten für Management, Logistik und Zölle haben zur Folge, dass Deutschland einen deutlich höheren Stückpreis bezahlt als Australien. „Der Einzelpreis je Waffensystem beträgt für die Fertigung und Lieferung 11,5 Millionen Euro“, schreiben die Prüfer. „Durch die sonstigen Aufwendungen ergibt sich ein Stückpreis von 15,8 Millionen Euro.“
Die Haushälter der Ampelfraktionen teilen die Bedenken des Rechnungshofs. Laut „Spiegel“-Bericht haben sie die entsprechende 25-Millionen-Euro-Vorlage für das Projekt „Schwerer Waffenträger Infanterie“ nicht auf die Tagesordnung ihrer Sitzung am kommenden Mittwoch genommen.
Wenn es dir Spaß gemacht, könntest du vielleicht noch einen Kommentar abgeben. Danke. 👍
Text-/Bildquelle:
Übermittelt durch www.dts-nachrichtenagentur.de
Bildhinweis:
Bundeswehr-Panzer (Archiv)
Das könnte Sie auch interessieren:
Rechnungshof warnt vor Milliardenrisiko bei Masken-Klagen 4. September 2025 Bonn () - Der Bundesrechnungshof kritisiert in einem Schreiben an den Haushaltsausschuss des Bundestags die aus seiner Sicht unzureichende Risikovorsorge des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) mit Blick…
Rechnungshof rügt geplanten Milliardendeal für Soldaten-Kopfhörer 8. Februar 2024 Bonn () - Der Bundesrechnungshof hat die Haushälter des Bundestags vor einem Großvorhaben des Verteidigungsministeriums gewarnt. In einem als Verschlusssache eingestuften Bericht fordern die Prüfer,…
Deutschland meldet deutlich niedrigeren Leistungsbilanzüberschuss 14. März 2025 Deutschland meldet deutlich niedrigeren Leistungsbilanzüberschuss Frankfurt/Main () - Deutschland hat seinen traditionell starken Leistungsbilanzüberschuss angesichts der schwelenden Wirtschaftskrise deutlich reduziert. Wie die Deutsche Bundesbank am…
Bundesrechnungshof kritisiert Haushaltsentwurf der Ampel 6. September 2024 Berlin () - Der Bundesrechnungshof kritisiert die Haushaltspläne der Ampelregierung fundamental. Sie seien "mit erheblichen Mängeln und Risiken" behaftet, heißt es in einem Bericht der…
Rechnungshof wirft Bundesregierung Mängel an Schuldenpaket vor 22. Oktober 2025 Bundesrechnungshof kritisiert Infrastruktur-Finanzierung in Bonn Bonn () - Der Bundesrechnungshof rügt die Bundesregierung für ihren Umgang mit dem 500 Milliarden Euro schweren Sondervermögen für Infrastruktur…
Rechnungshof kritisiert Rückflüsse aus Notlagenkrediten im Haushalt 20. September 2024 Bonn () - Der Bundesrechnungshof (BRH) hat erhebliche verfassungsrechtliche Zweifel an der von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) geplanten Verwendung von Rückflüssen aus Notlagenkrediten im Bundeshaushalt…
Öffentliches Finanzierungsdefizit zurückgegangen 5. April 2024 Wiesbaden () - Der Öffentliche Gesamthaushalt hat im Jahr 2023 rund 4,1 Prozent mehr ausgegeben und 6,4 Prozent mehr eingenommen als 2022. Einnahmen von 1.860,0…
Rechnungshof rügt Warken wegen GKV-Reformzeitplan 4. September 2025 Berlin () - Der Bundesrechnungshof äußert in einem Schreiben an den Haushaltsausschuss des Bundestags Kritik am von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) und der Koalition geplanten…
Rechnungshof kritisiert Spahns Maskenbeschaffung massiv 28. März 2024 Bonn () - Der Bundesrechnungshof hat scharfe Kritik an der Maskenbeschaffung in der Coronakrise unter Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geübt und dessen Haus eine mangelnde…
Exporte im Dezember gestiegen 7. Februar 2025 Exporte im Dezember gestiegen Wiesbaden () - Im Dezember 2024 sind die deutschen Exporte gegenüber November 2024 kalender- und saisonbereinigt um 2,9 Prozent und die…
Rechnungshof sieht Bundes-IT nicht ausreichend geschützt 3. Juli 2025 Bonn () - Der Bundesrechnungshof warnt vor eklatanten Sicherheitslücken in den Rechenzentren und Netzen des Bundes. "Die IT des Bundes ist nicht auf die aktuellen…
Öffentliches Finanzierungsdefizit steigt weiter an 4. April 2025 Öffentliches Finanzierungsdefizit steigt weiter an Wiesbaden () - Das öffentliche Finanzierungsdefizit in Deutschland steigt weiter an. Der öffentliche Gesamthaushalt hat im Jahr 2024 rund 7,1…
Bundesrechnungshof kritisiert schwarz-rote Schuldenpläne 13. März 2025 Bundesrechnungshof kritisiert schwarz-rote Schuldenpläne Berlin () - Die Pläne von Union und SPD für eine Reform der Schuldenbremse und ein Infrastruktur-Sondervermögen stoßen auf scharfe Kritik…
Exporte im April zurückgegangen 6. Juni 2025 Wiesbaden () - Im April 2025 sind die deutschen Exporte gegenüber März 2025 kalender- und saisonbereinigt um 1,7 Prozent gesunken und die Importe um 3,9…
Bericht: Rechnungshof wirft Bahnchef Lutz Falschaussage vor 17. Mai 2024 Bonn () - Der Bundesrechnungshof übt in einer vertraulichen Mitteilung ans Bundesverkehrsministerium scharfe Kritik an Deutsche-Bahn-Chef Richard Lutz. Dieser habe "unzutreffend" und wider besseres Wissen…
USA wieder wichtigster Handelspartner Deutschlands 19. Februar 2025 USA wieder wichtigster Handelspartner Deutschlands Wiesbaden () - Mit einem Außenhandelsumsatz von 252,8 Milliarden Euro sind die Vereinigten Staaten im Jahr 2024 erstmals seit 2015…
Rechnungshof wirft Regierung bei Subventionsabbau Wortbruch vor 6. März 2024 Bonn () - Der Bundesrechnungshof wirft der Bundesregierung Wortbruch beim Subventionsabbau vor. "Die Bundesregierung setzt eigene Vorgaben und Ziele nicht um", heißt es in einem…
Exporte im August zurückgegangen 9. Oktober 2025 Wirtschaft: Außenhandelsbilanz Deutschlands im August 2025 Wiesbaden () - Im August 2025 sind die deutschen Exporte gegenüber Juli 2025 kalender- und saisonbereinigt um 0,5 Prozent…