Berlin () – Der Bundestag hat am Mittwoch der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. „Es ist meine Lebensaufgabe geworden, für alle die zu sprechen, die nicht mehr sprechen können“, sagte die Holocaust-Überlebende Eva Szepesi im Parlament. „Es fällt mir nicht leicht mit 91 Jahren hier zu stehen, aber wenn ich nur ein paar Menschen mit meinen Worten erreiche, hat es sich schon gelohnt.“
Seit dem 7. Oktober sei ihr Alltag in Deutschland geprägt von erhöhten Sicherheitsmaßnahmen, Gesprächen, die mit „Ja, aber“ beginnen und dem „so lauten Schweigen aus der Mitte der Gesellschaft“. Jetzt gelte es nicht nur den ermordeten Juden zu gedenken, sondern auch die lebenden zu schützen, so Szepesi.
Szepesi wurde 1932 in eine jüdische Familie in Budapest geboren und Ende 1944 von den Nationalsozialisten in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Bei der Befreiung des Lagers war sie 12 Jahre alt; sie gehört damit zu den wenigen Kindern, die den Gaskammern und Todesmärschen der Nazis entkamen.
Ein halbes Jahrhundert lang sprach Szepesi nicht über ihre Erlebnisse im Holocaust. 1995 dann – bei der Gedenkfeier zum 50. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz – brach sie erstmals ihr Schweigen und schrieb ihre Erfahrungen später in einem Buch nieder.
Als Vertreter der zweiten Shoah-Generation sprach der 1949 in Polen geborene Sportjournalist Marcel Reif. Mit ihrer Arbeit gebe Szepesi „diesem neuen Deutschland eine zweite Chance“, sagte Reif. „Diese zweite Chance darf niemals und nirgends vertan werden“, ergänzte er. „Nie wieder kann nur sein, darf nur sein, muss sein gelebte, unverrückbare Wirklichkeit.“
Reifs Vater hatte den Holocaust nur knapp überlebt, nachdem er in letzter Sekunde aus einem Deportationszug gerettet wurde. Viele andere Familienmitglieder Reifs wurden von den Nazis ermordet.
Der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog eingeführt. Seither findet jährlich am oder um den 27. Januar eine Gedenkstunde im Bundestag statt. Anlass ist die Erinnerung an die Befreiung der Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch Soldaten der Roten Armee am 27. Januar 1945. In diesem Jahr steht die Gedenkstunde im Zeichen der generationenübergreifenden Aufarbeitung des Holocausts.
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