Jamaika gehört der Vergangenheit an, jetzt deuten alle Zeichen auf eine erneute Große Koalition hin. Die SPD muss also wieder ran und hat direkt schon mal Forderungen genannt. Dazu gehört unter anderem die sogenannte Bürgerversicherung, ein heißes Eisen, das vor der Wahl schon für Streit gesorgt hat. Jetzt läuft die Ärzteschaft Sturm gegen die Versicherung, die das Zwei-Klassen-System bei der Gesundheit beenden soll.
Auf Kosten der Patienten
„Ein Turbolader in die Zwei-Klassen-Medizin“, so nennt Frank Montgomery die Pläne der SPD für diese Versicherung. Auch Andreas Gassen von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung sieht einen Berg von Problemen auf die Gesamtbevölkerung zukommen, speziell auf die Gruppen, die wenig Geld haben und älter sind. Die Bürgerversicherung zerstört unwiederbringlich Strukturen, die seit vielen Jahren gut funktionieren, meint der NAV-Virchow-Bund der niedergelassenen Ärzte. Ein Ja zur Bürgerversicherung heißt ein Nein zur freien Arztwahl und beendet ein für alle Mal kurze Wartezeiten bei Fachärzten.
Die CDU will nicht
Die CDU ist offenbar mit der jetzigen Form der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung zufrieden, denn sie lehnt die Pläne des möglichen Koalitionspartners strikt ab. Geht es nach den Sozialdemokraten, zahlen in Zukunft Beamte, alle Selbstständigen sowie alle Angestellten mit einem hohen Einkommen in die Bürgerversicherung ein. Was auf den ersten Blick gerecht klingt, entpuppt sich beim näheren Hinsehen tatsächlich als eine Zwei-Klassen-Medizin. Wer es sich leisten kann, ist somit auch in der Lage, zusätzliche Leistungen dazukaufen. Diejenigen, die weniger Geld haben, müssen damit rechnen, dass der ohnehin schon schlanke Leistungskatalog noch weiter zusammengestrichen wird.
Patienten haben keine Lobby
Dass sich die Lobbyverbände der Ärzte jetzt schon einmal warmlaufen, ist normal, denn sie fürchten um ihre Einnahmen. Schon jetzt spielen viele niedergelassene Mediziner mit dem Gedanken, ihre kassenärztliche Zulassung zurückzugeben und nur noch Privatpatienten zu behandeln. Leider haben die Patienten keine Lobby, aber sie könnten fairer behandelt werden. Das wäre der Fall, wenn es keine Bemessungsgrenze mehr gibt, sondern einen einheitlichen Beitrag für alle.
Wünschenswert ist es nicht, dass junge Leute in eine private Krankenversicherung gehen, sich also der Solidargemeinschaft entziehen, um später, wenn es mit der Gesundheit nicht so gut steht, zurück in die gesetzliche Krankenkasse zu wechseln. Die Bürgerversicherung stellt hier eine faire Alternative dar.
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