Wie ungesund ist rohes Fleisch für Hunde und Herrchen?

Barfen ist voll im Trend. Immer mehr Hundebesitzer verfüttern rohes Fleisch an ihre Hunde, ohne darüber nachzudenken, dass diese Art der Fütterung auch Gefahren birgt. Wissenschaftler aus den Niederlanden haben sich jetzt mit dem Barfen beschäftigt und sie haben in Futterproben etwas gefunden, was für Bedenken sorgt. „Back to the roots“, also zurück zu den Wurzeln, mag bei der Fütterung von rohem Fleisch vielleicht modern sein, aber so gesund, wie der Trend vermarktet wird, ist er leider nicht.

Ein Stück wildes Leben

Mit dem Barfen (Biologically appropriate raw food) verspricht die Industrie den Hundebesitzern, dass ihr Hund wieder ein Stückchen des wilden ungezwungenen Lebens bekommt. Weg vom langweiligen Futter aus der Dose, weg von den staubtrockenen Leckerchen aus der Schachtel, stattdessen hin zu rohem Fleisch und dem Geschmack nach Freiheit und Abenteuer. Rohes Fleisch zu verfüttern, soll biologisch artgerecht sein und weil es Bio ist, springen immer mehr Hundebesitzer auf diesen Trend an. Angeboten werden mittlerweile Knochen und Innereien, Fleisch und sogar roher Fisch, alles tiefgekühlt und in großen Portionen. Jetzt aber warnen die Forscher aus den Niederlanden vor dieser Form der Tiefkühlkost, denn sie haben in einigen Proben Krankheitserreger gefunden. Diese Erreger sind nicht nur für den Hund, sondern auch für den Menschen gefährlich.

Viele Bakterien

Nicht nur Wissenschaftler aus den Niederlanden, sondern auch Forscher aus Deutschland empfehlen Hundebesitzern einen sehr vorsichtigen Umgang mit Produkten aus rohem Fleisch. Hunde haben einen anderen Verdauungstrakt als Menschen und aus diesem Grund haben sie auch ein etwas geringeres Risiko, krank zu werden. Menschen hingegen kann es hart treffen. In Utrecht in den Niederlanden haben die Wissenschaftler 35 der am häufigsten verkauften Tiefkühlprodukte untersucht, die rohes Fleisch enthalten. Die Produkte kamen von acht bekannten Herstellern und sie waren zum Teil mit anderen ebenfalls rohen Lebensmitteln wie zum Beispiel Eiern oder Gemüse gemischt. Die Forscher aus Utrecht fanden in 40 Prozent der Produkte Kolibakterien, die die erlaubte Grenze für menschliche Lebensmittel deutlich überschritten haben. In 23 Prozent oder in acht Produkten konnte das Team der Universität Utrecht die gefährliche Variante Escherichia coli O157:H7 nachweisen. Das kann eine sehr schwere Lebensmittelvergiftung auslösen. Zudem enthielten 80 Prozent oder 28 Produkte Kolibakterien, die resistent gegen Antibiotika sind.

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Im rohen Fleisch sind auch Listerien

Rohes Fleisch enthält nach den Untersuchungen der Forscher in den Niederlanden aber nicht nur gefährliche Kolibakterien, sondern auch Listerien, die nicht minder gefährlich sind. 54 Prozent oder 19 Produkte hatten Listerien, die bei Menschen für schwere Entzündungskrankheiten sorgen können. Besonders gefährlich sind diese Bakterien für Menschen, die ein schwaches Immunsystem haben und für Frauen, die schwanger sind. In 42 Prozent oder 15 Produkten, die untersucht wurden, stecken andere Listerienarten und bei sieben Produkten oder bei 20 Prozent der Packungen fanden die Wissenschaftler zudem auch Salmonellen. Salmonellen geraten immer wieder in die Schlagzeilen, weil sie schwere Durchfallerkrankungen auslösen können, die dem Gesundheitsamt gemeldet werden müssen. Hier handelt es sich allerdings um eine sehr geringe Menge, die die zulässige Grenze, die als sicher für den Menschen gilt, nicht überschreitet. Das kann sich aber schnell ändern, denn für Tierfutter gelten weniger strenge Regeln als für von Menschen gegessene Lebensmittel.

Nicht frisch vom Schlachter kaufen

Bedenklich ist auch, dass in den Proben neben Bakterien auch Parasiten gefunden wurden. Dabei handelt es sich nicht um harmlose Exemplare, sondern um Sarcocystis cruzi und was noch schlimmer ist, um Toxoplasma gondii, den Erreger der Toxoplasmose. Rohes Fleisch ist ein idealer Tummelplatz für diese Parasiten, die allerdings absterben, wenn das Fleisch tiefgekühlt wird. Es gibt jedoch viele Tierhalter, die beim Barfen nicht auf Tiefgekühltes setzen, sie wollen wirklich rohes Fleisch und kaufen das Hundefutter daher frisch beim Metzger. Das kann für Menschen sehr gefährlich werden, denn schon eine kleine Menge der Parasiten kann ausreichen, um eine schwere Infektionskrankheit auszulösen. Im Vergleich dazu, im Dosen- und auch im Trockenfutter sind keine oder nur sehr wenige Krankheitserreger zu finden.

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Wie können sich Menschen infizieren?

Menschen und Hunde – das ist immer eine ganz besondere Beziehung. Nicht selten liegt der Hund am Abend mit auf der Couch und schaut mit seinem Herrchen fern, bevor er mit ins Bett darf. Verfüttert der Besitzer rohes Fleisch an seinen Hund, dann können alle Stellen, wo der Hund sich den Platz mit dem Menschen teilt, verunreinigt sein. Auch wenn der Hund sein Herrchen vor lauter Liebe die Hände oder das Gesicht ableckt, dann stellt das eine große Gefahr dar, die Hundebesitzer nicht unterschätzen sollten. Lebt der Hund aber nicht mit im Haushalt, sondern im Garten in einem Zwinger, dann ist das Barfen eher unbedenklich. Sollten hingegen Kinder im Haushalt leben, dann ist Barfen streng verboten. Kinder sehen Hunde immer als ihre Spielkameraden und gehen gerne auf Tuchfühlung. Da das Immunsystem bei kleinen Kindern noch nicht ausgereift ist, kann ein zu enger Körperkontakt mit einem Hund, der rohes Fleisch bekommt, lebensgefährlich werden.

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Die Hygieneregeln beachten

Es gibt Hunde, die auf industriell hergestellte Nahrung empfindlich oder sogar allergisch reagieren. In diesen Fällen bleibt den Besitzern nichts anders übrig, als rohes Fleisch zu füttern. Wenn die Hygieneregeln eingehalten werden, dann ist das auch kein Problem, sagen Experten. So sollten Hunde im Haus immer ihren eigenen Platz zum Fressen haben. Das Fleisch für den Hund darf nicht mit den Lebensmitteln der Menschen in Berührung kommen und die Fleischreste müssen sorgfältig entsorgt werden. Für die Hundebesitzer, die rohes Fleisch füttern, gilt: Sie sollten das Fleisch und die Abfälle nur mit Einweghandschuhen anfassen und sich jedes Mal gründlich die Hände waschen, wenn sie mit dem Fleisch in Berührung gekommen sind. Hundebesitzer, die sich an die einfachen Hygieneregeln halten, können ihren Hunden auch mal rohes Fleisch geben.

Fazit

Auch wenn Barfen im Trend ist, die Gefahren, die das Verfüttern von rohem Fleisch mit sich bringt, darf der Hundebesitzer nicht aus den Augen verlieren. Grundsätzlich fressen Hunde gerne rohes Fleisch, aber sie sollten nicht ausschließlich so ernähren. Besser ist eine gesunde, abwechslungsreiche Mischkost aus Fleisch, Dosen- und Trockenfutter. Hunde, die rohes Fleisch fressen, fühlen sich deshalb nicht wie ihre Urahnen, sie sind nicht wilder als vorher und manche probieren das Fleisch nur einmal und lassen es dann im Napf liegen.

Bild: @ depositphotos.com / PhilStev

Ulrike Dietz