Haare klonen: Hoffnung bei Haarausfall?

Für mit Haarausfall, bei denen gegenwärtig noch keine Haarverpflanzung möglich ist, könnte es bald neue Hoffnung geben: Erste Versuche zum Haare klonen laufen bereits. Aus wenigen Haaren könnte künftig eine riesige Anzahl an Haaren gewonnen und verpflanzt werden. Wird das Klonen von Haaren irgendwann möglich?

Haare klonen – zumindest schon theoretisch möglich

Für viele Männer mit weit fortgeschrittenem Haarausfall ist eine Haartransplantation gegenwärtig nicht möglich, da nicht mehr genug Spenderhaar vorhanden ist, sich die vorhandenen Haare nicht für die Haarverpflanzung eignen oder der Haarausfall durch eine Autoimmunerkrankung entstanden ist.

Das Klonen von Haaren wäre eine Form der Haartransplantation der Zukunft. Theoretisch wäre eine Haarverpflanzung mit geklonten Haaren sogar dann noch möglich, wenn gar keine Haare mehr vorhanden sind. Männer müssten dann, wenn noch Haare wachsen, einige Haare entnehmen lassen, die dann im Labor geklont und bei Bedarf transplantiert werden. Das klingt gut, doch noch ist die noch nicht so weit fortgeschritten.

Ständig wird an neuen und verbesserten Methoden für die Haartransplantation geforscht, so auch beim Klonen von Haaren. Die ersten Forschungen laufen bereits am US-amerikanischen Columbia University Medical Center (CUMC). Die Haare könnten aus Zellkulturen oder aus nur einer einzigen Haarwurzel geklont werden.

Grund zur Hoffnung mit den ersten Forschungsergebnissen

Forschern des CUMC sind erste Ansätze zum Haare klonen gelungen. Sie haben in kahle menschliche Haut Zellen eingepflanzt, um daraus Haare entstehen zu lassen. Aus diesen Zellen entwickelten sich neue Haarfollikel. Diese Haarfollikel könnten entnommen und in die kahlen Stellen eingesetzt werden. Erste Versuche waren bereits bei Nagetieren erfolgreich. Bei scheiterten solche Versuche bislang. Die verpflanzten Zellen entwickelten sich wieder zu normalen Hautzellen.

Zellkulturen zum Klonen von Haaren

Künftig könnten Haare aus Zellkulturen geklont werden. Eine verlief bereits erfolgreich. An einer Studie nahmen sieben Männer teil, die unter erblich bedingtem Haarverlust litten. Den Studienteilnehmern wurden Haare entnommen, um daraus dreidimensionale Zellkulturen anzulegen.

Diese Zellen können die natürliche Fähigkeit zur Haarbildung beibehalten. Nach 1,5 Monaten bildeten die Zellkulturen bei fünf Teilnehmern wieder neue Haarfollikel. Wie die Forschungsergebnisse zeigten, handelte es sich um Zellen menschlichen Ursprungs, die genetisch mit dem Material der jeweiligen Spender übereinstimmten.

Dieses Verfahren ist genetisch noch nicht anerkannt. Bis es soweit ist, sind noch viele Studien mit einer Vielzahl von Teilnehmern erforderlich. Diese Studien müssen über einen langen Zeitraum erfolgen. Ergebnisse über die Farbe und die Wuchsrichtung der neu gezüchteten Haare liegen noch nicht vor.

Haare aus nur einer Haarwurzel klonen

Haare klonen könnte zumindest theoretisch mit nur einer einzigen Haarwurzel erfolgen. Im Labor könnten aus dieser einen Haarwurzel viele neue Haarwurzeln gezüchtet werden. Die daraus gewonnenen Haarfollikel könnten so wie bei der üblichen Haarverpflanzung mit der FUE-Methode (Follicular Unit Extraction) in Wuchsrichtung eingepflanzt werden.

Eine Entnahme dieser Haarfollikel aus der Kopfhaut wäre nicht mehr notwendig. Auch dann, wenn keine Spenderhaare mehr vorhanden sind, könnte das Haare klonen aus nur einer Haarwurzel neue Hoffnung bringen. Lediglich Kanäle zum Einpflanzen der Haare müssten in die Kopfhaut geschnitten werden. Das wäre theoretisch auch möglich, um Augenbrauen oder Barthaare zu transplantieren.

Zum Klonen von Haaren aus Haarwurzeln laufen die Forschungen bereits auf Hochtouren. Forscher rechnen damit, dass Haare klonen aus Haarwurzeln in etwa 15 Jahren möglich und für Männer mit weit fortgeschrittenem Haarverlust zugänglich sein könnte.

Die Haare könnten auch dann aus Haarwurzeln gezüchtet werden, wenn auf dem Kopf keine Haare mehr vorhanden sind. Zum Klonen könnten Haarwurzeln von Bart- oder Körperhaaren verwendet werden. Allerdings kann nur darüber spekuliert werden, wie sich diese geklonten Haare entwickeln, wenn sie in die Kopfhaut eingesetzt werden.

Haare direkt auf dem Kopf klonen

Es gibt bereits Überlegungen, Haare aus Haarfollikeln direkt auf den Köpfen der von Haarausfall betroffenen Männer zu klonen. Um das zu verwirklichen, wären außerordentlich feine und präzise Instrumente erforderlich. Die Instrumente für die Eigenhaarverpflanzung werden bereits immer präziser.

Nicht der gesamte Haarfollikel, sondern nur ein Teil davon könnte mit einer feinen Extraktionsnadel entnommen werden. Der übrige Teil des Haarfollikels könnte in der Kopfhaut verbleiben. Aus ihm könnten die Stammzellen neue Haarfollikel entwickeln, die für eine Verpflanzung entnommen werden könnten.

Der entnommene Teil des Haarfollikels wird in die kahle Stelle eingebracht. Er könnte anwachsen und sich zu einem neuen Haar entwickeln.

Sollte das Haare klonen auf diese Weise möglich werden, ist noch nicht klar, ob die transplantierten Teile der Haarfollikel sich zu Haaren entwickeln könnten, die kräftig genug sind. Es ist auch nicht absehbar, ob die in der Kopfhaut verbliebenen Reste der Haarfollikel qualitativ hochwertige Haare ausbilden könnten.

Berechtigte Einwände gegen das Klonen von Haaren

Gegen das Haare klonen bestehen noch einige berechtigte Bedenken:

  • Wie könnten sich die geklonten Haare entwickeln?
  • Sind die geklonten Haare kräftig genug?
  • Welche Wuchsrichtung und welche Farbe haben die geklonten Haare?
  • Wie wachsen die geklonten Haare an?
  • Sind die geklonten Haare überlebensfähig?
  • Welche Risiken gibt es für den Patienten?

Noch liegen keine Ergebnisse vor, die Antworten auf alle diese Fragen liefern könnten. Bedenken bestehen beispielsweise, dass für den Patienten ein erhöhtes Risiko für die Tumorbildung vorliegt.

Bis alle diese Fragen beantwortet werden können, sind noch zahlreiche Forschungen erforderlich. Das könnte sich über Jahre, vielleicht sogar über Jahrzehnte, erstrecken.

Fazit: Haare können noch nicht geklont werden

Haare klonen würde viele Männer mit Haarausfall wieder hoffen lassen. Sogar Männer, die gar keine Haare mehr haben, könnten mit geklonten Haaren versorgt werden, die im Rahmen einer Transplantation eingesetzt werden. Verschiedene Forschungen zum Züchten von neuen Haaren aus Zellkulturen oder aus nur einer einzigen Haarwurzel laufen bereits. Erste positive Ergebnisse liegen bereits vor.

Allerdings bestehen Bedenken, wie sich die geklonten Haare entwickeln könnten und ob für den Patienten ein Risiko besteht. Bis Haare klonen tatsächlich möglich und für Menschen mit Haarverlust frei zugänglich ist, sind noch zahlreiche Forschungen mit einer Vielzahl an Studienteilnehmern erforderlich. Das könnte sich noch über viele Jahre oder Jahrzehnte erstrecken.

Bild: @ depositphotos.com / Jezper

Haare klonen: Hoffnung bei Haarausfall?

Rolf Müller