Die neuen Rentner wollen keinen Ruhestand

Die neuen Rentner wollen keinen Ruhestand

Vor 100 Jahren starben die Menschen 30 Jahre früher als heute. Diese Tatsache macht aus dem Rentenalter in Deutschland ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten. Die neuen Rentner sind deutlich leistungsfähiger und sie brauchen dringend einen Strukturwandel. Wer heute 60 Jahre alt ist, fühlt sich nicht selten wie 40 und selbst mit 70 sind viele noch fit. Die neuen Rentner treiben Sport, sie buchen anstrengende Reisen in ferne Länder und sind ehrenamtlich tätig. Viele würden gerne noch arbeiten, aber der Staat lässt sie nicht.

Das Altern ist anders geworden

Altern war früher ein Schreckgespenst, denn das Altern hieß: Wenig Lebensfreude, Siechtum und warten auf den Tod. Wer vor 100 Jahren 60 Jahre alt war, galt als Greis, heute stehen 60-Jährige mitten im Leben. Dieser „Unruhestand“ kann für Deutschland eine neue Chance sein. Dem Land fehlen Fachkräfte und seit klar ist, dass die massive Zuwanderung diesen Mangel nicht ausgleichen kann, ist guter Rat teuer. Die neuen Rentner könnten hier die Lösung sein, denn sie haben das Potenzial und können ihr großes Wissen an die Jugend weitergeben. Vorausgesetzt die Politik und die Wirtschaft stellen die Weichen. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) ist einer der wenigen Politiker, der sich für eine sogenannte Demografiestrategie einsetzt und an neuen Modellen für den Ruhestand arbeitet. Das große Potenzial der älteren Generation besser nutzen und die Menschen arbeiten lassen, so lange sie wollen, kann die Rentendebatte verändern, meint Seehofer.

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Die gesunden Rentner

30 Jahre haben die Menschen in den letzten 100 Jahren dazugewonnen. Die Menschen leben nicht nur länger, sie leben auch viel gesünder, als das noch vor 100 Jahren der Fall war. Die Mehrzahl der Jahre, die dazugewonnen wurden, sind bei den meisten älteren Menschen gesunde Jahre. Das kalendarische Alter von 70 ist heute ein Gesundheitsalter von knapp 60 Jahren. Das gilt aber nicht nur für die körperliche, sondern auch für die geistige Verfassung. Die neuen Rentner sind sowohl körperlich als auch geistig noch auf der Höhe und wollen die Hände noch nicht in den Schoß legen. Arbeit kann den kognitiven Alterungsprozess entweder beschleunigen, aber auch verlangsamen. Alle, die komplexe Kopfarbeit leisten, sind immer im Vorteil und je abwechslungsreicher die Arbeit ist, umso spannender ist sie für die „Silver Worker“.

Sind Senioren leistungsfähiger?

Zu behaupten, dass ältere Menschen nicht mehr leistungsfähig sind und höhere Personalkosten verursachen, ist falsch. Die neuen Rentner sind nicht häufiger krank als ihre jüngeren Kollegen und sie sind in gleichem Maße belastbar. Studien haben gezeigt, dass Senioren Neuerungen gegenüber aufgeschlossen sind und dass sie sich flexibel auf neue Situationen einstellen können. Die neuen Rentner bringen damit alles mit, was sich die Wirtschaft von den Arbeitnehmern wünscht.

Altern heißt nicht, zum alten Eisen zu gehören. Die neuen Rentner stehen noch mitten im Leben und wollen ihren Beitrag zu dieser Gesellschaft leisten. Noch scheut sich die Wirtschaft und stellt kaum Menschen mit viel Lebenserfahrung ein. Umdenken muss auch die Politik, denn das starre Rentenalter kann für die Zukunft keine Lösung sein. Diesen Wandel müssen aber auch viele ältere Arbeitnehmer vollziehen, denn noch wünscht sich die Mehrzahl der Babyboomer einen frühzeitigen Ausstieg aus dem Berufsleben.

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Bild: @ depositphotos.com / aletia

Ulrike Dietz