Ex-IWF-Chefökonom sieht Chinas Wachstumsmodell am Ende

Chicago () – Raghuram Rajan, früherer Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF), sieht keine rasche Erholung der chinesischen , falls sich das politische System dort nicht grundlegend verändert. “Ich glaube, dass das bisherige chinesische Modell des exportorientierten Wachstums am Ende ist”, sagte Rajan der “Zeit”.


China habe sich zu lange auf den Exportsektor und Investitionen in die Infrastruktur konzentriert, aber auf der Exportseite sei der industrielle Westen jetzt vorsichtiger geworden, immer mehr Einfuhren aus China zuzulassen, so der Ökonom. “Auf der Infrastrukturseite haben sie jetzt sämtliche Straßen und Hochgeschwindigkeitszüge gebaut, die sie in nächster Zeit gebrauchen können. Also was jetzt?” Volkswirtschaften im Entwicklungsstadium Chinas, so Rajan, müssten sich nun eigentlich auf einen Ausbau des Dienstleistungssektors spezialisieren, auf Forschung, Design, Innovation und kreative Branchen. In China gelinge das aber nicht, weil die Kommunistische ein zunehmend unfreies Regime mit Denkverboten und starren Zielvorgaben schaffe.

Rajan, der Ökonomie an der Universität Chicago lehrt, hatte zuvor die Notenbank von Indien geleitet und war von 2003 bis 2006 der Chefökonom des IWF. Einer seiner Doktorstudenten war Jörg Kukies, der heute als führender Wirtschaftsberater im Kanzleramt arbeitet. In der “Zeit” kritisierte Rajan der Bundesregierung, zweistellige Milliardensubventionen fürs Anlocken internationaler Chipfabrikanten auszugeben. “Diese Art von Industriepolitik schafft üblicherweise eine Oase von sehr gut bezahlten Fachkräften rings um die Fabrik. Natürlich gibt es dadurch lokale Belebungseffekte, die zugereisten Hightech-Ingenieure müssen ja auch ihre Wäsche zur Reinigung bringen, aber ist das zehn oder zwanzig Milliarden Euro wert?” Er glaube eher an ein Wachstum von unten.

Es sei nicht mal klar, dass die Ansiedlung solcher Fabriken durch US- oder taiwanesische Konzerne die Versorgungssicherheit mit Chips in Deutschland sicherstelle. “Besser wäre es doch, die Chips selbst herzustellen”, so der Ökonom.

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Bildhinweis: Chinesische Börsenkurse auf einem Laufband (Archiv)

Ex-IWF-Chefökonom sieht Chinas Wachstumsmodell am Ende

Zusammenfassung

  • Früherer IWF-Chefökonom Raghuram Rajan sieht keine schnelle Erholung der chinesischen Wirtschaft ohne politische Veränderungen.
  • Chinas exportorientiertes Wachstumsmodell sei am Ende und die westliche werde bei chinesischen Importen vorsichtiger.
  • Rajan argumentiert, dass China seinen Dienstleistungssektor, Forschung und innovative Branchen ausbauen sollte.
  • Die Kommunistische Partei behindere diese Entwicklung durch Denkverbote und starre Zielvorgaben.
  • Rajan kritisiert auch die deutsche Entscheidung, Milliardensubventionen für internationale Chipfabrikanten bereitzustellen.
  • Er schlägt vor, dass Deutschland Chips selbst herstellen sollte, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Fazit

Der ehemalige IWF-Chefökonom Raghuram Rajan glaubt nicht an eine schnelle Erholung der chinesischen Wirtschaft ohne grundlegende politische Veränderungen. Er sagt, das bisherige Modell des exportorientierten Wachstums sei am Ende, da der Westen vorsichtiger bei Einfuhren aus China geworden sei. Statt sich weiter auf den Exportsektor und Infrastrukturinvestitionen zu konzentrieren, sollten sich Volkswirtschaften in Chinas Entwicklungsstadium auf den Ausbau des Dienstleistungssektors, Forschung und Innovation spezialisieren. Dafür müssten aber die restriktiven politischen Rahmenbedingungen gelockert werden.

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