Welternährungsprogramm erwartet neue Flüchtlingswelle

  • David Beasley, scheidender Leiter des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP), warnt vor Flüchtlingswelle aus Syrien.
  • Lage in Syrien ist ernst wegen andauerndem Bürgerkrieg und Erdbeben.
  • Schwieriges Jahr auch im Nahen Osten und in vielen Regionen Afrikas erwartet.
  • WFP erhielt Rekordsumme von 14,7 Milliarden US-Dollar in 2022.
  • Zahl der Menschen mit akuter Ernährungsunsicherheit seit 2017 von 80 auf 345 Millionen gestiegen.
  • Beasley ist pessimistisch: “Es wird noch schlimmer.”
  • WFP hat Schwierigkeiten bei der Finanzierung: Kürzungen von Hilfslieferungen für Syrien und Afghanistan.
  • Beasley fordert auf, sich stärker zu engagieren.
  • Beasley warnt reiche Länder: Kampf gegen den Hunger betrifft auch ihre nationalen Finanz- und Sicherheitsinteressen.
  • Massenmigration und Aufschwung von Terroristengruppen wie IS drohen bei eskalierender Ernährungskrise.

Rom () – David Beasley, scheidender Leiter des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP), warnt vor einer neuen Flüchtlingswelle aus Syrien, “wenn dort das Ernährungsproblem nicht schnell gelöst wird”. Die Lage sei sehr ernst in dem von einem andauernden Bürgerkrieg und zuletzt von einem Erdbeben getroffenen Land.


Doch auch anderswo im Nahen Osten und in vielen Regionen Afrikas drohe ein schwieriges Jahr, sagte Beasley der “Süddeutschen Zeitung” (Montagausgabe). Nach sechs Jahren endet an diesem Dienstag die Amtszeit des 66-jährigen Republikaners und früheren Gouverneurs von South Carolina. Er schaffte es einerseits, vor allem die Politik in den USA und in Deutschland davon zu überzeugen, das Welternährungsprogramm mit mehr auszustatten, 2022 erhielt die wohl wichtigste Organisation im Kampf gegen den Welthunger die Rekordsumme von 14,7 Milliarden US-Dollar. “Damit konnten wir die Lage in vielen Ländern stabilisieren”, erklärt Beasley.

Andererseits stieg die Zahl der Menschen, die von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sind, die also nicht wissen, woher ihre nächste Mahlzeit kommen soll, seit 2017 von 80 auf 345 Millionen an. Regionale Konflikte, die Auswirkungen des Klimawandels, die Corona-Pandemie und zuletzt der russische Krieg in der Ukraine destabilisierten das globale Lebensmittelsystem und ließen die steigen. Beasley ist pessimistisch: “Ich glaube nicht, dass es in nächster Zeit besser wird. Im Gegenteil, es wird noch schlimmer.”

Schon jetzt habe das WFP Schwierigkeiten bei der Finanzierung. “Wir kürzen gerade Hilfslieferungen für Syrien und Afghanistan”, erklärt Beasley. Noch besorgter sei er beim Ausblick auf 2024. “Ich weiß nicht, woher das Geld kommen soll.”

Die großen Geberländer im Westen kämpften mit ihren , Beasley rechnet mit schrumpfenden Hilfsbudgets. Und forderte andere Länder, allen voran China, auf, sich deutlich mehr zu engagieren als bisher. Beasley warnt die reichen Länder des Nordens davor, den Kampf gegen den Hunger im Süden zu ignorieren. Denn auch ihre nationalen Finanz- und Sicherheitsinteressen seien davon betroffen.

Sollte die Ernährungskrise eskalieren, sagt er Massenmigration und ein Aufschwung von Terroristengruppen wie den Islamischen Staat voraus. Das zu bewältigen und einzudämmen, koste dann wesentlich mehr, als jetzt das Welternährungsprogramm mit genügend Geld auszustatten. Finanzmittel seien genug vorhanden, erklärt Beasley. “Es gibt mehr als 400 Billionen Dollar Vermögenswerte auf dem Planeten – wir sollten uns schämen, dass dennoch verhungern.”

Text-/Bildquelle: Übermittelt durch www.dts-nachrichtenagentur.de
Bildhinweis: Welternährungsorganisation FAO

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