Depression oder nur mies drauf? Wann ist professionelle Hilfe gefragt?

Jeder hat mal einen schlechten Tag und Phasen, in denen es nicht so gut läuft. Erschöpft und traurig, unmotiviert und lustlos fühlen sich viele Menschen vor allem in der kalten Jahreszeit. Aber bei diesem als „“ bekannten Phänomen handelt es sich nicht um eine klassische Depression. Können Laien tatsächlich eine temporäre Verstimmung wie den „Winterblues“ von einer echten Depression unterscheiden? Welche Symptome deuten auf eine Depression hin und was ist eher der berühmte „Bad Hair Day“?

Was genau ist eine Depression?

Im Alltag fällt der Begriff Depression sehr häufig, ohne dass damit auch die Krankheit gemeint ist. Liebeskummer gleicht einer Depression, Trauer kann einen depressiven Schub auslösen. Handelt es sich hingegen um eine echte Depression, dann bestimmt diese nachhaltig das ganze Leben und greift in alle Bereiche des Alltags massiv ein. Der englische Premierminister und Nobelpreisträger Winston Churchill nannte seine Depression gerne einen schwarzen Hund, der treu an seiner Seite geht und auch nach kleinen Ausflügen immer wieder zu ihm zurückkehrt. Das, was Churchill als schwarzen Hund bezeichnet, ist eine ernst zu nehmende psychische Störung, die sich durch Antriebslust, Interessenverlust und vor allem durch den Verlust des Selbstwertgefühls auszeichnet. Die Betroffen haben das Gefühl, in einem Teufelskreis festzustecken, aus dem sie sich mit eigener Kraft nicht mehr befreien können. Sie sind permanent überfordert und schließlich unfähig, ihr Leben zu gestalten.

Welche Symptome hat eine echte Depression?

Eine Depression lässt sich relativ einfach von einer momentanen Verstimmung unterschieden. Es gibt eindeutige Symptome, die keine andere Diagnose als eine depressive Phase zulassen:

  • Antriebsmangel und schnelle Ermüdung
  • Kaum Selbstvertrauen und wenig Selbstwertgefühl
  • Schuldgefühle und das bedrückende Gefühl von Minderwertigkeit
  • Kein Interesse und keine Freude mehr
  • Eine stets bedrückte Stimmung
  • Schlechte Konzentration und eine verminderte Aufmerksamkeit
  • Negative Aussichten für die Zukunft, Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit
  • Selbstmordgedanken

So leidet der Körper

Aber nicht nur die Seele leidet, auch der spürt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Viele depressive Menschen leiden unter massiven Schlafstörungen. Sie werden am Morgen sehr früh wach und können nicht mehr durchschlafen. Der Appetit lässt nach und es kommt zu einem deutlichen Gewichtsverlust. Wie stark die körperlichen Symptome sind, das richtet sich immer nach dem Schweregrad der Depression. Besonders bei schweren Fällen sind auch die körperlichen Symptome stark ausgeprägt und die Betroffenen leiden oft unter quälenden Kopf- oder Gliederschmerzen. In diesem Fällen ist die Gefahr eines Suizidversuches besonders groß.

Die unterschiedlichen Schweregrade

Nicht jede Depression ist gleich stark ausgeprägt. Einige Betroffene, die nur unter einer eher schwachen Form leiden, können ihren Aktivitäten im Alltag noch gut nachkommen, zur Arbeit gehen und die nutzen. Bei einer schwachen Ausprägung leiden die Betroffenen nur unter maximal drei der typischen Symptome. Vier bis fünf Symptome treten bei einer mittelgradigen, depressiven Episode auf. Hier fällt es den Betroffenen schon deutlich schwerer, denn normalen Alltag zu leben, zur Arbeit zu gehen und an Freizeitaktivitäten teilzunehmen. Handelt es sich um eine schwere Variante, dann sind die Symptome manifestiert und das in einer quälenden Ausprägung. Die Betroffenen sind wie gelähmt, sie können nicht mehr arbeiten und haben keine Möglichkeit mehr, ihr Leben sinnvoll zu gestalten. Die Selbstmordgefahr ist hier besonders groß. Eine Sonderform ist die sogenannte rezidivierende Depression, die in bestimmten Abständen immer wiederkehrt. Die Dauer der Phasen schwankt zwischen wenigen Wochen und mehreren Monaten. Keine Form der Depression kommt häufiger vor, denn rund 75 Prozent leiden an dieser wiederkehrenden Form.

Wann ist professionelle Hilfe notwendig?

Es reicht nicht, einem depressiven Menschen den Rat zu geben, er möge sich doch zusammenreißen. Die Selbstdisziplin und auch die Willenskraft der Betroffenen reichen für diese Anstrengungen einfach nicht mehr aus. Wenn die negativen Gedanken und die Selbstzweifel immer mehr zunehmen, dann ist professionelle Hilfe dringend notwendig. In diesen Fällen reicht es auch nicht, Johanniskraut in der Apotheke zu kaufen, hier müssen Antidepressiva zum Einsatz kommen. Viele depressive Menschen haben einen sehr hohen Leidensdruck und oft braucht es einen Impuls von außen, damit die Betroffenen professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Viele fühlen sich in der dunklen und kalten Jahreszeit depressiv, kommt aber der Frühling wieder, dann verblassen die Symptome. In diesen Fällen raten Ärzte dazu, trotzdem Hilfe zu suchen, denn es ist nicht auszuschließen, dass sich die depressive Stimmung über den Winter hinaus verlängert.

Schnelle Hilfe

Eine akute schwere Depression, die nicht rechtzeitig behandelt wird, kann lebensgefährlich sein. Menschen, die unter einer schweren Form leiden und nicht wissen, an wen sie sich wenden können, haben die Möglichkeit, den Notruf 112 anzurufen oder sich an die telefonische Seelsorge unter der Nummer 0800 – 1110111 zu wenden. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr besetzt und dort findet jeder ein offenes Ohr, der schnelle Hilfe benötigt. Auch der Gang zum Hausarzt ist eine gute Wahl, denn der Hausarzt kann eine Notweisung in eine psychiatrische Klinik veranlassen. In jeder dieser Kliniken gibt es eine Ambulanz für den Notfall, die auch in der Nacht oder an Sonn- und Feiertagen Patienten als Notfälle aufnimmt.

Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung?

Grundsätzlich kommt es immer auf die Schwere der Depression an, welche Behandlungsmethode infrage kommt. Gespräche sind nur eine Möglichkeit, Medikamente, wie zum Beispiel Mirtazapin bieten eine andere Möglichkeit. Handelt es sich um eine schwere Form, dann ist ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik notwendig. Dort bekommt der Patient eine auf ihn abgestimmte Dosis Medikamente, die unter anderem die Angst lösen, für einen besseren Schlaf sorgen und den Kopf wieder klar machen. Begleitend dazu gibt es Gespräche, Gruppentherapien, eventuell auch ein Sportprogramm oder eine Ergotherapie. Treten die Depressionen phasenweise auf, dann kann eine sogenannte Depotspritze hilfreich sein, die schweren Schüben entgegenwirkt.

Fazit

Depressionen haben sich zu einer Volkskrankheit entwickelt. Nach Problemen mit Herz, Kreislauf und Rücken sind Depressionen der dritthäufigste Grund für Krankschreibungen in . Die zunehmende des alltäglichen Lebens sorgt für mehr Einsamkeit und daraus entsteht schnell eine Depression. Ein anderer Grund ist, dass sich immer mehr Menschen permanent überfordert fühlen. Sie haben Angst, nicht mehr wie gewohnt zu funktionieren, die Arbeit nicht mehr bewältigen zu können und nicht den Ansprüchen anderer Menschen zu genügen. Am Ende steht dann eine Depression.

Bild: @ depositphotos.com / evgenyataman

Depression oder nur mies drauf? Wann ist professionelle Hilfe gefragt?

Ulrike Dietz