Steuerzahlungen – der Staat bittet immer mehr Rentner zur Kasse

Vorbei sind die Zeiten, in den Rentner sich entspannt zurücklehnen konnten. Wer früher die Rente bekam, konnte in der Regel von diesem Geld leben, musste keine Steuern und auch keine Krankenkassenbeiträge mehr zahlen. Diese Zeiten sind endgültig vorbei, denn der Rentner von heute ist Steuerzahler und lebt ständig mit der Angst vor Altersarmut. Der Staat hingegen freut sich über die fidelen Senioren, die noch jede Menge Geld in die Staatskassen spülen. Im nächsten Jahr wird die Zahl der Rentner, die Steuer zahlen müssen, noch größer.

Die Zahlen steigen

2005 mussten fast 2,5 Millionen Rentner Steuern zahlen, 2019 sind es voraussichtlich fünf Millionen Rentner, die der Staat zur Kasse bittet. Die Zahl hat sich also in den letzten 14 Jahren mehr als verdoppelt und schuld an diesem starken Anstieg sind die Rentenerhöhungen. Knapp 50.000 neue Steuerzahler kommen im nächsten Jahr dazu und das bedeutet für das Bundesfinanzministerium eine Mehreinnahme von 410 Millionen Euro. Der Hintergrund für diese Prognose ist das Rentenplus von 3,2 Prozent im Westen von Deutschland und 3,9 Prozent für den Osten. In der Folge dieser Erhöhung überschreiten immer mehr Rentner das steuerfreie Existenzminimum. Die sogenannte nachgelagerte Rentenbesteuerung gibt es bereits seit 2005. Welcher Teil der Rente letztendlich besteuert wird, das ist immer von dem Jahr abhängig, in dem die Rente das erste Mal gezahlt wurde. Für alle, die vor 2005 in Rente gegangen sind, gilt: 50 Prozent ihrer Altersbezüge sind steuerpflichtig. Bei allen neuen Rentnern des Jahres 2019 sind es schon 78 Prozent. Ab 2040 ist es dann so weit, die komplette Rente wird versteuert.

Was müssen die Rentner beachten?

Die Rentner müssen nicht nur Steuern zahlen, der Staat zwingt sie auch dazu, eine Steuererklärung abzugeben. Alle, die mit ihrer Jahresbruttorente nach dem Abzug der Werbekostenpauschale in Höhe von 102,- Euro und des noch oberhalb des Grundfreibetrags liegen, müssen eine Steuererklärung abgeben. Die exakte Belastung ist immer davon abhängig, ob es vielleicht weitere Einkünfte gibt, beispielsweise durch die Vermietung einer Wohnung oder durch ein Gehalt. Eine wichtige Rolle spielt auch die Höhe der Ausgaben, die der Rentner von der Steuer absetzen kann.

Mehr Beratungen

Für den Staat ist die stetig steigende Zahl der steuerzahlenden Rentner eine gute Sache, für die Rentner ist es hingegen weniger erfreulich. Sie haben ihr Leben lang Steuern bezahlt und der Staat nimmt ihnen von der Rente auch wieder Steuern ab. Immer mehr Rentnerinnen und Rentner sind steuerpflichtig und müssen eine Steuererklärung abgeben. Mit jedem weiteren Jahrgang wird der Anteil der steuerfreien Rente für jeden Einzelnen immer niedriger. Ein Großteil der Rentner, die Steuern zahlen müssen, wünschen sich eine schnelle und vor allem kostenlose Hilfe. Die Finanzämter sind, was das Personal angeht, jedoch nicht so gut aufgestellt. Für eine sachgerechte und vor allem altersgerechte Beratung zum Thema Steuern bleibt da keine Zeit mehr.

Die Altersarmut wächst weiter

Neben Steuern haben immer mehr Rentner ein ganz anders Problem: Ihnen droht die Armut im Alter. Mittlerweile ist jeder zweite deutsche Rentner von Altersarmut bedroht, denn sie haben eine Minirente, die unter der Grenze von 800,- Euro liegt. Trotzdem ist die Einkommenssituation besser als die Zahlen es vielleicht auf den ersten Blick nahelegen. 48 Prozent der deutschen Rentner hat weniger als 800,- Euro jeden Monat zum Leben, 62 Prozent liegen unter 1000 Euro, der überwiegende Teil (64 Prozent) der von Altersarmut betroffenen Rentner sind Frauen. Die Bundesregierung hingegen legt großen Wert auf die Feststellung, dass die Höhe der Rente sich nicht auf das tatsächliche Einkommen beschränkt. Wenn die Rentner und Rentnerinnen beispielsweise in einer leben, sind die Einkommens- und Lebensverhältnisse anders als bei einem Rentner, der alleine lebt. Es gibt einen hohen Anteil an Kleinstrenten, die immer dann zustande kommen, wenn es nur sehr kurze Betragszeiten gab. Hier spielt die Rente bei der Alterssicherung nur eine geringe Rolle. Das trifft vor allem auf Beamte und viele Selbstständige zu. Sie haben in jungen Jahren oftmals nur kurze Zeit eine andere Beschäftigung gehabt und bekommen daher eine Kleinstrente.

Arbeit soll sich wieder lohnen

Die gesetzliche Rente hat die Aufgabe, vor einer drohenden Armut im Alter zu schützen. Zudem soll die Rente den Lebensstandard sichern, was jedoch mit einer Rente unter 800,- Euro nicht zu schaffen ist. Alte Menschen, die nur wenig zum Leben haben, sind daher gezwungen, arbeiten zu gehen, damit das Geld zum Leben ausreicht. Die Politik muss nach Meinung von Finanzexperten dafür sorgen, dass sich wieder lohnt, damit die Rente mehr als nur 800,- Euro ausmacht. Brückenteilzeit oder auch eine höhere Tarifbindung sind Maßnahmen, mit denen die Löhne und damit auch die Renten steigen. Die Große kann sich auf vieles einigen, aber eben nicht auf alles. Sie könnte unter anderem Dinge wie die sachgrundlose Befristung abschaffen, aber sie tut es nicht. Das alles stärkt nicht unbedingt das Vertrauen in die gesetzliche Rente. Wichtig ist es beispielsweise, das Rentenniveau auf 50 Prozent anzuheben und den Rentnern Abstriche zu ersparen. Passiert auf dieser Ebene nichts, dann müssen immer mehr Menschen in Deutschland nach jahrzehntelanger Arbeit von einer Minirente leben.

Nur eine hysterische Debatte?

Rentenfachleute sehen in der aktuellen Debatte um die Armut im Alter einen hysterischen Ansatz. Man müsse zur Sachlichkeit zurückfinden, sagen die Experten, denn in Deutschland ist eine ganz andere Gruppe viel mehr von Armut bedroht. Gemeint sind Kinder, denn 15 Prozent aller Kinder unter 15 Jahren sind auf die sogenannte Grundsicherung angewiesen. Bei den Erwerbstätigen liegt diese Zahl bei nur acht Prozent. Die Rentner sind da besser abgesichert. Jedoch gibt es ein Problem und das ist der demografische Wandel. In der Zukunft wird es immer mehr Rentner geben und das führt über kurz oder lang zu Problemen.

Fazit

Weit über eine halbe Million Rentner beziehen in Deutschland Grundsicherung. Seit der Einführung dieser Sozialleistung im Jahre 2003 hat sich die Zahl deutlich mehr als verdoppelt. Da Frauen statistisch gesehen älter werden als Männer, muss sich der Staat schnell etwas einfallen lassen, denn es sind die Frauen, die wenig Rente bekommen. Immer mehr Frauen rutschen in den kommenden Jahren in die Armutsfalle und sind dann auf die Grundsicherung angewiesen.

Bild: © Depositphotos.com / tommyandone

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Ulrike Dietz