Berlin () – In der Debatte um die umstrittene unterirdische Speicherung von Kohlendioxid kommt Druck aus Wissenschaft und Opposition, in Deutschland bei der Umsetzung dieser Technologie schneller voranzukommen. “Es ist jetzt wichtig, dass diese Strategie tatsächlich auch zeitnah verabschiedet und umgesetzt wird: Es geht zunächst darum, den Rechtsrahmen zu aktualisieren, sodass der Export nach etwa Norwegen, Dänemark und die Niederlande ermöglicht wird und CO2-Speicherstandorte in der deutschen Nordsee erkundet werden dürfen”, sagte der Geowissenschaftler Klaus Wallmann vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel der “Rheinischen Post” (Dienstagausgaben).
Anschließend müsse dann das Kohlendioxid-Speicherungsgesetz (KSpG) aktualisiert werden, damit CO2 auch in Deutschland deponiert und gespeichert werden dürfe, so Wallmann. Die Gefahren der sogenannten CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage) hält er für beherrschbar. Die Risiken seien in vielen wissenschaftlichen Projekten bereits seit Jahrzehnten intensiv untersucht worden. “Dabei hat sich gezeigt, dass die Risiken beherrschbar sind, wenn eine umfassende Überwachung und geeignete Regulierung erfolgt. Dann ist der Nutzen für den Klimaschutz deutlich höher als das Umweltrisiko”, sagte Wallmann. Das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 sei ohne negative Emissionen nicht erreichbar. Druck kommt auch aus der Opposition. “Wir müssen bei der Kohlendioxid-Abscheidung vorankommen, weil das entscheidend für die Verbindung von Klimaschutz und Industrie ist”, sagte der CDU-Klimapolitiker Andreas Jung der “Rheinischen Post”. Manche Emissionen in industriellen Prozessen können nicht vermieden, nur abgeschieden werden, so Jung. “CCS und CCU (Carbon Capture and Utilization) sind also weder Ersatz für konsequente Emissionsminderung, noch Verlängerung fossiler Energie. Die Technologien sind vielmehr der Schlüssel für ein klimaneutrales Industrieland”, sagte Jung. Er kritisierte weiter: “Bei allen Lippenbekenntnissen ist die Ampel bislang halbherzig geblieben: Ein Schritt vor, einer zurück.”
Bei den Grünen hingegen gibt es nach wie vor Vorbehalte gegenüber dieser Technologie. “Bevor wir keine echte Bauwende eingeleitet haben, brauchen wir über CCS in der Zementindustrie nicht reden. Echte Dekarbonisierung braucht Vorrang vor teuren und energieaufwändigen Abscheidetechniken. Wenn das nicht klar ist, schadet die Technik dem Klimaschutz”, sagte die Grünen-Klimapolitikerin Lisa Badum der Zeitung.
Besonders die Speicherung von Kohlendioxid unter dem deutschen Meer sieht sie kritisch. “Die Nordsee ist kein guter Ort für eine CO2-Müllkippe. Deswegen ist es entscheidend, die Menge des abzuscheidenden CO2 klein zu halten”, so Badum weiter. Mit dem Entwurf für das Programm zur Europawahl 2024 hatte die Grünen-Spitze eine Kehrtwende in der CCS-Frage vollzogen und eine Öffnung für diese Technologie eingeleitet.
Text-/Bildquelle: | Übermittelt durch www.dts-nachrichtenagentur.de |
Bildhinweis: | Schornsteine eines Heizkraftwerks (Archiv) |
Zusammenfassung
– Wissenschaft und Opposition fordern schnellere Umsetzung der CO2-Speichertechnologie in Deutschland
– Geowissenschaftler Klaus Wallmann plädiert für Aktualisierung des Rechtsrahmens und Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes
– Wallmann hält Risiken der CCS-Technologie für beherrschbar und sieht Nutzen für den Klimaschutz
– CDU-Klimapolitiker Andreas Jung betont wichtige Rolle von CCS und CCU für klimaneutrales Industrieland
– Grünen-Klimapolitikerin Lisa Badum äußert Vorbehalte gegenüber CO2-Speicherung in der Nordsee und fordert Vorrang für echte Dekarbonisierung
Fazit
Wissenschaftler und Oppositionspolitiker in Deutschland drängen auf eine schnellere Umsetzung der CO2-Speicherungstechnologie CCS (Carbon Capture and Storage). Der Geowissenschaftler Klaus Wallmann forderte einen aktualisierten Rechtsrahmen, um den Export von CO2 in Länder wie Norwegen, Dänemark und die Niederlande zu ermöglichen und die Erkundung von Speicherstandorten in der deutschen Nordsee zu erlauben. Der CDU-Klimapolitiker Andreas Jung betonte die Bedeutung von CCS für den Klimaschutz in der Industrie, während die Grünen-Klimapolitikerin Lisa Badum CO2-Reduzierung vor Abscheidetechniken priorisierte und die Nordsee als schlechten Ort für die CO2-Speicherung ansah.
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