Steinbrück hält 32-Stunden-Woche für "absurd"

() – Der frühere Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) spricht sich für längere Arbeitszeiten und eine Reform des Sozialstaates in aus. “Angesichts unserer Demografie und des Fachkräftemangels sowie insbesondere hinsichtlich der Finanzierung unserer Sozialversicherungssysteme müssen wir gesamtwirtschaftlich mehr arbeiten”, sagte Steinbrück dem “Tagesspiegel” (Donnerstagsausgabe).


“Das sagen die Politiker bloß nicht, weil sie den Konflikt scheuen.” Alle Beschäftigten in Deutschland arbeiteten im Jahresschnitt 1.350 Stunden, Vollzeitbeschäftigte 1.600 Stunden. Das sei so gering wie in fast keinem anderen Land. “Wir müssen zweifellos mehr arbeiten.”

Steinbrück sagte voraus, dass die Verteilungsprobleme zunehmen dürften: “Die demokratischen sollten klarer ansagen, dass wir ohne stärkere Anpassungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft einen Champion League-Platz nicht werden halten können.” Das Prinzip “Fördern und Fordern” der Agenda 2010 sei daher “heute aktueller denn 2003”. Die müsse diejenigen fördern, die unverschuldet Not litten, über schlechte Startchancen verfügten oder im Wandel besonderen Belastungen ausgesetzt seien, sagte Steinbrück: “Aber die Politik darf die Bürger auch zu Eigenverantwortung und Eigeninitiative auffordern. Sie ist nicht dazu da, allen Bürgern alle Widrigkeiten zu kompensieren. Ihr fehlt die Courage, darauf hinzuweisen, dass wir unseren Wohlstand mit Verteilungsspielräumen nicht anstrengungslos aufrechterhalten können.”

Debatten wie etwa über die Vier-Tage-Woche “mag verstehen, wer will”, sagte Steinbrück der Zeitung: “Bei dem horrenden und steigenden Fachkräftemangel muss der Akzent doch auf der Aktivierung von liegen. Eine 32-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich, und das in der Stahlindustrie? Absurd.” Neuen Arbeitszeitmodellen stehe dagegen “nichts im Wege”.

Text-/Bildquelle: Übermittelt durch www.dts-nachrichtenagentur.de
Bildhinweis: Peer Steinbrück (Archiv)

Steinbrück hält 32-Stunden-Woche für "absurd"

Zusammenfassung

  • Früherer Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) fordert längere Arbeitszeiten und eine Reform des Sozialstaates in Deutschland.
  • Angesichts der demografischen Entwicklung, des Fachkräftemangels und der Finanzierung der Sozialversicherungssysteme müsse gesamtwirtschaftlich mehr gearbeitet werden.
  • Verteilungsprobleme könnten zunehmen, daher sei das Prinzip “Fördern und Fordern” der Agenda 2010 aktueller denn je.
  • Politik sollte Bürger zu Eigenverantwortung und Eigeninitiative ermuntern, um den Wohlstand aufrechtzuerhalten.
  • Steinbrück kritisiert Debatten über die Vier-Tage-Woche, betont aber, dass neuen Arbeitszeitmodellen “nichts im Wege” stehe.

Fazit

Der frühere Bundesfinanzminister Peer Steinbrück fordert längere Arbeitszeiten und eine Reform des Sozialstaates in Deutschland. Er kommentierte, dass insbesondere die Finanzierung der deutschen Sozialversicherungssysteme verbessert werden müsse und das deutsche Beschäftigungsniveau niedriger sei als in vielen anderen Ländern. Steinbrück fügte hinzu, dass Deutschland “ohne stärkere Anpassungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft” seine Führungsposition nicht halten könne und mehr Arbeit benötige, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Deutsche Textservice Nachrichtenagentur GmbH