Köln () – In der Debatte um die Kindergrundsicherung hat das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) die Bundesregierung aufgefordert, die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit als Hauptursache von Kinderarmut stärker in den Blick zu nehmen. “Armut in Deutschland hat in ganz starkem Maße mit der Arbeitslosigkeit zu tun: Mehr als 60 Prozent der Arbeitslosen sind armutsgefährdet und verfügen über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens”, sagte IW-Arbeitsmarktexperte Holger Schäfer der “Rheinischen Post” (Mittwochausgabe).
“Bei den Erwerbstätigen sind dagegen weniger als zehn Prozent armutsgefährdet. Das effektivste Mittel gegen Kinderarmut ist daher, dass die Eltern vernünftige Jobs haben”, sagte Schäfer. Bei der Kindergrundsicherung sei es wichtig darauf zu achten, dass durch höhere Transferleistungen nicht der “Anreiz zur Arbeitsaufnahme verringert” werde. “Es wäre absurd, wenn durch die Kindergrundsicherung das wichtigste Mittel zur Armutsbekämpfung, nämlich das Erzielen eines eigenen Erwerbseinkommens, konterkariert werden würde”, so Schäfer.
Laut einer noch unveröffentlichten IW-Studie verfügen 61 Prozent der insgesamt 900.000 Langzeitarbeitslosen über keine abgeschlossene Berufsausbildung. Ein Drittel sind Ausländer und zehn Prozent sind Alleinerziehende, so die Studie, die sich auf aktuelle Daten der Bundesagentur für Arbeit beruft. Studienautor Schäfer forderte die Ampel auf, die Ursachen der Kinderarmut konsequenter anzugehen, statt mit der Kindergrundsicherung nur Symptome zu lindern. “Ausländer im Bürgergeld sind im Schnitt sehr viel jünger als die Deutschen im Bürgergeld”, sagte er.
Sie hätten oft noch minderjährige Kinder. Programme, die darauf abzielten, Menschen ohne deutschen Pass in dauerhafte und besser bezahlte Jobs zu bringen, seien daher der wichtigste Ansatzpunkt gegen Kinderarmut. “Die meisten Maßnahmen für Zugewanderte – etwa Sprachtrainings und Weiterbildungen – bringen in der Regel sehr gute Fortschritte. Es kommen dadurch nachweislich mehr Ausländer in eine dauerhafte Arbeit”, sagte Schäfer.
Ähnlich hatte sich Lindner geäußert. Auch Alleinerziehende seien überdurchschnittlich oft langzeitarbeitslos, so Schäfer. Das liege vor allem an fehlenden Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder. “Wenn die Politik genau bei diesen Punkten ansetzen würde, müsste sie über die Kindergrundsicherung gar nicht nachdenken. Von Kürzungen bei Sprachtrainings und Weiterbildungsangeboten für Bürgergeld-Empfänger sollte die Politik unbedingt absehen”, warnte er mit Blick auf darauf bezogene Kürzungspläne des Arbeitsministeriums im Bundeshaushalt 2024.
Text-/Bildquelle: | Übermittelt durch www.dts-nachrichtenagentur.de |
Bildhinweis: | Arbeitsamt in Aschersleben (Archiv) |
Zusammenfassung
– IW fordert Bundesregierung auf, Langzeitarbeitslosigkeit als Hauptursache von Kinderarmut stärker zu bekämpfen
– Über 60% der Arbeitslosen in Deutschland sind armutsgefährdet
– Effektivstes Mittel gegen Kinderarmut: Eltern mit “vernünftigen Jobs”
– IW-Studie: 61% der 900.000 Langzeitarbeitslosen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung, ein Drittel sind Ausländer, 10% alleinerziehend
– Schäfer kritisiert, Kindergrundsicherung lindert nur Symptome, fordert konsequenteres Vorgehen gegen Ursachen der Kinderarmut
– Plädiert für Programme, die nicht-deutsche Bürger in dauerhafte und besser bezahlte Jobs bringen
– Schäfer warnt vor Kürzungen bei Sprachtrainings und Weiterbildungsangeboten für Bürgergeld-Empfänger
Fazit
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) fordert die Bundesregierung auf, die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit als Hauptursache von Kinderarmut stärker in den Fokus zu nehmen. IW-Arbeitsmarktexperte Holger Schäfer erklärt, dass Armut in Deutschland stark mit Arbeitslosigkeit zusammenhängt und über 60% der Arbeitslosen armutsgefährdet sind. Schäfer betont, dass das effektivste Mittel gegen Kinderarmut darin bestehe, dass Eltern gute Jobs haben. Eine noch unveröffentlichte IW-Studie zeigt, dass 61% der 900.000 Langzeitarbeitslosen keine Berufsausbildung haben. Schäfer fordert die Regierung auf, die Ursachen der Kinderarmut konsequenter anzugehen und bei der Kindergrundsicherung darauf zu achten, dass höhere Transferleistungen nicht dazu führen, dass der Anreiz zur Arbeitsaufnahme verringert wird.
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