Expertenbericht: Muslimfeindlichkeit weit verbreitet

() – Muslimfeindlichkeit ist in Deutschland in weiten Teilen der Gesellschaft verbreitet. Das ist das Ergebnis des Abschlussberichts eines unabhängigen Expertenkreises, der am Donnerstag dem Bundesinnenministerium übergeben wurde.


Zwar sei die Einführung der gesonderten Erfassung “islamfeindlicher Straftaten” in der polizeilichen Kriminalitätsstatistik in der Kategorie politisch motivierte Kriminalität (PMK) ein wichtiger Meilenstein in der Beobachtung der islamfeindlichen Hasskriminalität, aufgrund weniger vorhandener Studien habe sich die Erstellungen eines umfassenden Lagebildes jedoch als schwierig erwiesen. Aus den vorhandenen werde jedoch deutlich, dass Muslimfeindlichkeit kein gesellschaftliches “Randphänomen” darstelle, sondern in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung verbreitet sei und sich seit vielen Jahren auf einem beständig hohen Niveau halte, so der Bericht. So stimme etwa jeder Zweite in Deutschland muslimfeindlichen Aussagen zu. Dabei komme es zu verschiedenen Vorbehalten und Abwertungen: Muslime würden zum einen als besonders “fremde” Zuwanderer wahrgenommen sowie als Angehörige einer angeblich “rückständigen” .

Im Zusammenhang mit migrationspolitischen Themen werde Muslimen eine mangelnde Integrationsfähigkeit unterstellt sowie die Neigung, sich angeblich bewusst abzugrenzen und Kontakte zu Andersgläubigen zu meiden. Im Zusammenhang mit religionsbezogenen Themen werde der Islam pauschal mit Gewalt, Extremismus und Rückständigkeit verknüpft. Besonders problematisch sei die Gleichsetzung von muslimischer Frömmigkeit mit Fundamentalismus. Insgesamt böten diese Vorbehalte einen “gefährlichen Nährboden” und ein “Einfallstor für antidemokratische Gruppierungen”, die mit muslimfeindlichen Themen an die gesellschaftliche Mitte anknüpften, so der Bericht.

Betroffene beschrieben zudem Diskriminierungserfahrungen auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt. Insbesondere kopftuchtragende berichteten von besonders drastischen Formen von Anfeindungen im öffentlichen Raum. sähen sich hingegen verstärkt Zuschreibungen von Aggressivität und Gewalt ausgesetzt, so der Bericht. “Wir wollen, dass alle Menschen in unserer vielfältigen Gesellschaft die gleichen Chancen und Rechte haben”, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Donnerstag.

“Umso bitterer sind die Befunde dieses ersten umfassenden Berichts zur Muslimfeindlichkeit in Deutschland.” Ziel der Untersuchung war es, ein gesellschaftliches Lagebild zur Feindlichkeit gegenüber Muslimen, auf der Grundlage von wissenschaftlichen Studien, der polizeilichen Kriminalstatistik und der Dokumentation von muslimfeindlichen Fällen durch Antidiskriminierungsstellen, Beratungsstellen und NGOs zuliefern.

Text-/Bildquelle: Übermittelt durch www.dts-nachrichtenagentur.de
Bildhinweis: Kopftuchträgerinnen

Expertenbericht: Muslimfeindlichkeit weit verbreitet

Zusammenfassung

– Muslimfeindlichkeit ist weit verbreitet in Deutschland laut eines Berichts eines unabhängigen Expertenkreises.
– Die Einführung der Erfassung “islamfeindlicher Straftaten” in der polizeilichen Kriminalitätsstatistik ist ein wichtiger Schritt, aber es fehlen noch ausreichend Studien für ein umfassendes Lagebild.
– Muslimfeindlichkeit wird nicht als Randphänomen, sondern als weit verbreitetes Problem in der deutschen Bevölkerung betrachtet.
– Ungefähr jeder zweite Deutsche stimmt muslimfeindlichen Aussagen zu.
– Muslime werden als besonders “fremde” Zuwanderer betrachtet, und ihre Religion wird als “rückständig” wahrgenommen.
– Muslimen wird mangelnde Integrationsfähigkeit und die Tendenz zur Abgrenzung unterstellt; ihre Religion wird pauschal mit Gewalt, Extremismus und Rückständigkeit verknüpft.
– Muslimische Frömmigkeit wird oft mit Fundamentalismus gleichgesetzt, was als sehr problematisch gesehen wird.
– Muslimfeindlichkeit bietet einen “gefährlichen Nährboden” für antidemokratische Gruppierungen.
– Betroffene berichten von Diskriminierung auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt; speziell kopftuchtragende Frauen erleben drastische Formen von Anfeindungen im öffentlichen Raum.
– Ziel der Untersuchung war es, ein gesellschaftliches Lagebild zur Feindlichkeit gegenüber Muslimen zu erstellen, basierend auf wissenschaftlichen Studien, polizeilichen Kriminalstatistiken und der Dokumentation muslimfeindlicher Fälle.

Fazit

Ein Abschlussbericht eines unabhängigen Expertenkreises stellt fest, dass Muslimfeindlichkeit weit verbreitet in der deutschen Gesellschaft ist. So stimmte laut dem Bericht etwa jeder zweite Deutsche muslimfeindlichen Äußerungen zu. Dabei gebe es unterschiedliche Vorurteile und Abwertungen gegen Muslime, darunter eine angeblich mangelnde Integrationsfähigkeit, eine Abschottung gegenüber Nicht-Muslimen und die Gleichsetzung des Islam mit Gewalt und Extremismus. Betroffene Muslime beschrieben Diskriminierungserfahrungen auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt. Darüber hinaus berichteten insbesondere kopftuchtragende Frauen von Anfeindungen im öffentlichen Raum. Männer seien hingegen verstärkt Zuschreibungen von Aggressivität und Gewalt ausgesetzt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) betonte, dass alle Menschen in Deutschland die gleichen Chancen und Rechte haben sollten und nannte die Ergebnisse des Berichts “bitter”.

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