Berlin () – Fast 30 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten weniger als die volle Stundenzahl. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervor, über die die “Süddeutsche Zeitung” (Donnerstagausgabe) berichtet.
Demnach arbeiten inzwischen 10,2 Millionen Menschen in Teilzeit (Stand Mitte 2022). Dies sind deutlich mehr als zehn Jahre zuvor, 2012 waren es noch 7,3 Millionen (knapp 25 Prozent) Arbeitnehmer gewesen. Bei den Frauen hat inzwischen fast jede zweite ihre Stundenzahl reduziert – allerdings meist nicht freiwillig. Trotz aller politischen Bemühungen zum Ausbau der Kinderbetreuung und der Pflegeangebote arbeiten immer noch Millionen Beschäftigte in Deutschland kürzer, als sie eigentlich wollen. Seit Langem ist Teilzeit typisch für Frauen, ihr Anteil ist in den vergangenen Jahren jedoch weiter gewachsen, von 44,4 Prozent im Jahr 2012 auf 49,6 Prozent im Jahr 2022, fast jede zweite Arbeitnehmerin ist demnach nur mit verringerter Wochenarbeitszeit tätig. Bei Männern gab es einen Anstieg auf niedrigerem Niveau von 8,6 auf 12,6 Prozent. Nur etwa ein Viertel der Teilzeitbeschäftigten gibt an, freiwillig weniger als Vollzeit zu arbeiten. Die Hauptgründe bei den Frauen: Sie betreuen Kinder (27,2 Prozent), Pflegebedürftige oder Menschen mit Behinderung (17 Prozent). Gut fünf Prozent der Frauen gaben als Grund an, keine Vollzeitstelle zu finden. Die Lage verschärft den Fachkräftemangel auch in anderen Branchen, weil Frauen dort wegen der Betreuungssituation nicht oder nicht in Vollzeit arbeiten können. Die Antwort der Bundesregierung zeigt zudem: Wer in Teilzeit arbeitet, erhält häufiger einen Niedriglohn als Beschäftigte in Vollzeit. Und je kürzer die Teilzeit, desto häufiger bekommen die Beschäftigten einen Niedriglohn. Während unter allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Niedriglohnanteil 11,5 Prozent betrug, bekam auf Stellen mit weniger als 20 Wochenstunden fast jeder vierte Beschäftigte (24,6 Prozent) nur Niedriglohn. Bei einer Arbeitszeit zwischen 20 und 30 Stunden waren es 17,1 Prozent. Zur Erhebung im April 2022 lag die Schwelle zum Niedriglohn bei zwölf Euro.
Text-/Bildquelle: | Übermittelt durch www.dts-nachrichtenagentur.de |
Bildhinweis: | Bauarbeiten an einer Gleisanlage (Archiv) |
Zusammenfassung
– Fast 30 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland arbeiten in Teilzeit.
– 10,2 Millionen Menschen arbeiten in Teilzeit (Stand Mitte 2022), deutlich mehr als 2012 mit 7,3 Millionen.
– Frauenanteil in Teilzeit steigt von 44,4 Prozent im Jahr 2012 auf 49,6 Prozent im Jahr 2022.
– Hauptgründe für Teilzeit bei Frauen: Betreuung von Kindern (27,2 Prozent), Pflegebedürftigen oder Menschen mit Behinderung (17 Prozent).
– Teilzeitbeschäftigte erhalten häufiger Niedriglohn als Vollzeitbeschäftigte.
– Fachkräftemangel verschärft, da Frauen aufgrund Betreuungssituation nicht oder nicht in Vollzeit arbeiten können.
Fazit
Fast 30% der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Deutschland arbeiten in Teilzeit, was 10,2 Millionen Menschen entspricht. Diese Zahl ist im Vergleich zu 2012 um mehr als 10% gestiegen. Etwa die Hälfte der Frauen arbeitet Teilzeit, doch oft unfreiwillig, da sie Kinder, Pflegebedürftige oder Menschen mit Behinderungen betreuen müssen. Die Teilzeitarbeit betrifft auch Fachkräfte, die ansonsten in Vollzeit arbeiten könnten, und führt häufiger zu Niedriglöhnen für Betroffene.
- Lindner blockiert erneut höhere Beitragsbemessungsgrenzen - 15. Oktober 2024
- Beschäftigungswachstum in der Pflege ausschließlich durch Migranten - 15. Oktober 2024
- Djir-Sarai lehnt SPD-Steuerpläne ab - 15. Oktober 2024