Grüne Investments – mehr als nur ein Nischenprodukt

Immer mehr Anleger interessieren sich für sogenannte grüne Investments, viele haben aber auch Angst davor, an eine Mogelpackung zu geraten. Grüne Geldanlagen haben bislang keinen allzu guten Ruf, da sie wenig Rendite versprechen, aber immerhin das Gewissen beruhigen. Jetzt gibt es neue Studien, die die grünen Investments zu Unrecht im Zwielicht sehen. Vorbei sind die Zeiten, in denen Banker ihren Kunden geraten haben, ihr Geld besser zu spenden, als es in eine grüne Geldanlage zu investieren. Heute raten die Banker ihren Kunden, ihr Geld nach ESG-Kriterien anzulegen, also sozial und umweltbewusst. Wie ist es zu diesem Wandel gekommen?

Lohnen sich grüne Investments?

Noch sind grüne umweltfreundliche Investments eine Art Nischenprodukt, gerade einmal vier Prozent der privaten Anleger greifen zu diesen Produkten. Was allerdings boomt, ist das immer größer werdende Angebot. Aktuell stehen den deutschen Anlegern 433 grüne Investments zur Verfügung und jedes Jahr kommen neue hinzu. Warum kommen die umweltbewussten Geldanlagen bei der Mehrzahl der Bevölkerung nicht so gut an? Viele haben Vorurteile, ähnlich wie bei den Produkten, die es im Supermarkt gibt. Ist ein Produkt nachhaltig und bio, dann ist es auch teuer oder es gibt eben keine vernünftige Rendite. Spannend mögen die nachhaltigen Finanzprodukte vielleicht sein, aber nur der Umwelt zuliebe zu investieren, das wollen die meisten eher nicht.

Zu wenig Informationen

Zu wenig Transparenz und Informationen – das ist nach Meinung von Experten der Grund, warum so wenige private in grünen Investments anlegen. So ist beispielsweise der Begriff nachhaltig nicht geschützt und wer möchte, kann seine Geldanlage nachhaltig nennen und sein Geld trotzdem in Atomkraftwerken investieren. Die meisten Anleger sind nur an einer guten Rendite interessiert und wenn das Geld in Branchen wie der Alkoholindustrie wird, so what? Etwas anders sehen dies die Unternehmen und Industrieverbände, denn sie wittern das große mit den grünen Investments und sie unternehmen viel, um erfolgreich zu sein.

Die Lobbyverbände lauern schon

In Berlin weiß im Moment niemand so genau, wie es politisch weitergehen soll, aber die Verbände der mächtigen Lobbyisten haben schon fertige Vorschläge in der Tasche und sind bereit, sie der kommenden Regierung zu unterbreiten. Neben vielen anderen Wünschen können sich die Lobbyverbände auch sehr gut vorstellen, wie ein nachhaltiges Finanzsystem in aussehen könnte. Allen voran geht, wie sollte es anders sein, die Bankenmetropole Frankfurt am Main. Dort gibt es jetzt eine private Wirtschaftsuniversität und die Experten dieser Uni möchten zusammen mit einigen einflussreichen Banken die grünen Investitionen und die passenden Finanzquellen zusammenbringen. Ein grünes, nachhaltiges Finanzsystem ist unverzichtbar, sagt Tarek Al-Wazir, der grüne Finanzminister von Hessen. Die Energiewende braucht die richtige Unterstützung auf der Finanzindustrie und diesen Support möchte die Deutsche Bank sehr gerne gewähren, vorausgesetzt, die Politik spielt mit.

Grüne Investments und das lukrative Geschäft

Grüne Investments und Anleihen haben ein „exponentielles Wachstum“, sagt die Deutsche Bank und liefert dazu gleich die passende Erklärung. Grüne Anleihen sind enorm wichtig, damit die Europäische Union auch die ehrgeizigen Klimaziele erreicht. Damit das gelingt, so die Deutsche Bank, muss die Bundesregierung, wie immer sie auch zusammengesetzt sein wird, einen passgenauen gesetzlichen Rahmen liefern. Die Deutsche Bank wäre nicht die Deutsche Bank, wenn sie dabei nicht ihre eigenen Gewinne im Kopf hätte. Etwas neidisch schaut das größte deutsche Bankhaus auf die kleinen Banken wie die GLS Bank oder die niederländische , zwei grüne Banken, die zwar klein, aber trotzdem wirtschaftlich sehr gut aufgestellt sind. Sie profitieren von den Menschen, die auch abseits der Gewerkschaften und Kirchen ihr Geld anlegen, aber immer ruhig schlafen wollen. Dazu kommt, dass die grünen Investments auch in Zeiten extrem niedriger Zinsen noch sehr gute Renditen versprechen.

Grün verkauft sich alles besser

Wer als Unternehmen oder Bank heute seine Kunden beeindrucken möchte, der muss sich schon das grüne Mäntelchen anziehen. Trotzdem geht es nach wie vor um handfeste Interessen und knallharte Geschäfte. Da ist es auch verständlich, dass sich zum Beispiel die Maschinenbaubranche auf der Klimakonferenz in Bonn zeigt und sich klar für das Pariser Abkommen ausspricht. Lukrative Investitionen in umweltfreundliche und saubere Technologien dulden keine Verzögerung, denn schließlich ist der Maschinenbau mit mehr als einer Million Beschäftigte der größte Arbeitgeber der Industrie in Deutschland. Hoffen dürfen auch die Schiffsbauer in Hamburg. Der Verband fordert von der neuen Regierung eine „maritime Energiewende“. Die so oft gescholtenen Dieselantriebe für Schiffe soll sich verändern. Gas und sowie elektrische Steuerungen von Filtersystemen sehen die Schiffsbauer für die Zukunft. Gleichzeitig hofft die Zuliefererindustrie in ganz Deutschland darauf, dass es Aufträge in Milliardenhöhe gibt.

Siemens will die Nummer eins werden

Der Name Siemens hat im Moment in Deutschland keinen allzu guten Klang. Während der Elektronikriese in Deutschland massenhaft Arbeitsplätze abbaut, will das Unternehmen weltweit Kommunikations- und Steuerungssysteme in Schiffe einbauen. Zudem strebt das Traditionsunternehmen an, die weltweite Nummer eins im Bereich Windräder zu werden. Das könnte vielleicht sogar gelingen, denn Siemens hat von neun Ausschreibungen für Offshore-Windkraftanlagen sechs gewonnen. Seit Oktober läuft in Cuxhaven im dortigen neuen Werk die Produktion an, Ende des Jahres wird das Werk dann offiziell eröffnet. Rund 1000 Menschen sollen an der Nordsee Windturbinen bauen, für den Weltmarkt versteht sich.

Grün sind nicht alle

Nicht alles in der Industrie springt so bereitwillig auf den grünen Zug auf wie die Hamburger Schiffbauer oder Siemens. Einige wollen nicht mitspielen, wie zum Beispiel die Autoindustrie. Der Skandal um den Diesel hat die Branche nach wie vor fest im Griff. Selbst wenn der geschäftsführende Außenminister Sigmar Gabriel versucht, bei der EU für VW in seiner Heimat Niedersachsen zu intervenieren, so richtig klappt das nicht. So wenig wie die Autobauer, hat auch der Chemieverband VCI keine allzu große Lust auf Umwelt und grüne Investitionen. Diese Industrie ist besonders rohstoff- und energieintensiv und das funktioniert mit der Energiewende nicht so gut. Im Grunde ist die Wirtschaft in einem Zwiespalt. Sie möchte sich gerne grün und umweltbewusst geben, aber leider immer nur dort, wo es um attraktive Geschäfte, gute Renditen, steuerliche Vorteile und vor allem um Milliarden vom Staat geht.

Fazit

Der Staat darf die Fehler der Energiewende nicht wiederholen. Subventionen landen letztendlich nur in den Kassen der Unternehmen und Konzerne, der kleine Bürger aber muss zahlen.

Bild: @ depositphotos.com / SergeyNivens

Grüne Investments – mehr als nur ein Nischenprodukt

Ulrike Dietz