NABU fordert: Haustiere müssen endlich an die Leine!

Dass es immer weniger Insekten in Deutschland gibt, ist eine erschreckende Nachricht. Dass zeitgleich auch die Zahl der Singvögel und der kleinen Nagetiere immer kleiner wird, hat jedoch kaum jemand registriert. Vor allem bei den Vögeln ist der Rückgang dramatisch, schuld an dieser Entwicklung sind auch freilaufende Haustiere, wie zum Beispiel Katzen. Der Umweltschutzverband NABU und der Landesjagdverband Thüringen fordern jetzt: Haustiere müssen an die Leine, damit sie nicht noch mehr Unheil anrichten. Außerdem muss die Politik etwas unternehmen, um die Probleme in den Griff zu bekommen.

Drastische Maßnahmen

Nach Meinung der Naturschützer müssen die Besitzer von Hunden und Katzen endlich Verantwortung übernehmen. So sollten Hunde, ganz gleich welcher Rasse, nie ohne Aufsicht und für längere Zeit draußen herumstreunen. Für Katzen gilt, sie sollten nur noch im bleiben. Wer seiner aber einen kleinen Auslauf nicht vorenthalten möchte, sollte über eine Leine mit Halsband nachdenken. Der Umweltschutzverband fordert darüber hinaus: Hauskatzen, die als Freigänger unterwegs sind, müssen sich einer Kastration unterziehen. Um die Lage auf Dauer zu entschärfen, helfen nach Ansicht des NABU nur zwei Dinge: eine klar definierte Rechtsprechung sowie drastische Geldstrafen. Geht es den Haustierbesitzern an die Geldbörse, dann kommen sie am ehesten zur Einsicht.

Kann der Jäger helfen?

Dürfen Haustiere einfach zum Abschuss freigegeben werden? Diese Vorstellung macht wahrscheinlich jedem Katzen- und Hundebesitzer Angst. Jäger, Jagdpächter und auch Förster dürfen Haustiere abschießen, wenn diese in ihrem Revier wildern, aber das Abschießen gilt als unpopulär. In den letzten Jahren wurden kaum Katzen und Hunde erlegt, denn Haustiere gelten mehr und mehr als Familienmitglieder. In einigen Regionen Deutschlands wird allerdings darüber nachgedacht, dass Förster und Jäger Fallen aufstellen, um die wildernden Haustiere zu stoppen. Die so gefangenen kommen anschließend in ein Tierheim, wo sie kastriert werden.

Die Gefahr der Erbgutverfälschung

Katzen sind die mit Anstand beliebtesten Haustiere der Deutschen, jedoch die Population der freilaufenden Katzen ist zunehmend ein großes Problem. Das Gleiche gilt auch für die niedlichen Waschbären, die zusammen mit den Hauskatzen den Wildkatzen das Leben schwer machen. Die große Zahl der Freigänger wirkt sich nämlich verfälschend auf das Erbgut der Wildkatzen aus. Es entstehen Hybride, ähnlich wie bei den Wölfen, die sich mit freilaufenden Hunden paaren. Nachgewiesen wurde ein solcher Fall in Thüringen, wo sich eine Wölfin mit einem Hund gepaart hat, der es gewohnt war, über einen längeren Zeitraum zu streunen.

Mehr Verantwortung übernehmen

Alle Maßnahmen, die die Naturschutzverbände vorschlagen oder auf den Weg bringen möchten, sind sinnlos, wenn die Haustierbesitzer nicht bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Der Katze Freigang zu gewähren, hat nichts mit Tierliebe zu tun, es gefährdet vielmehr die Existenz vieler Vogelarten. Vor allem, wenn die Tiere nicht kastriert sind, handeln die Besitzer verantwortungslos. Sie müssen lernen, die Aufsichtspflicht zu übernehmen und die Konsequenzen zu überdenken, die dieses Handeln hat. Das Gleiche gilt natürlich auch für Hundebesitzer, die ihren vierbeinigen Freund ohne Rücksicht auf Verluste im Wald von der Leine lassen. Der Hund folgt seinem angeborenen Jagdtrieb und jagt kleine Säugetiere, die für das ökologische Gleichgewicht des Waldes sehr wichtig sind. Herrenlose Katzen zu füttern, ist ebenfalls falsch verstandene Tierliebe, denn diese Katzen vermehren sich ungebremst. Das hat Auswirkungen auf die Zahl der Singvögel, denn die wird immer weiter dezimiert.

Erfurt und Gotha als Vorreiter

Erfurt ist eine der wenigen Städte in Deutschland, die das Katzenproblem mittels einer „Katzenschutzverordnung“ in den Griff bekommen möchte. Diese Verordnung existiert seit Anfang 2017 und sie schreibt Katzenbesitzern vor, ihre Tiere kastrieren zu lassen, wenn sie Freigänger sind. Jedes Jahr fängt die Stadt Erfurt rund 180 Katzen, kastriert sie und setzt sie anschließend aus, da die Haltung durch Menschen nicht mehr infrage kommt. Auch Gotha geht gegen streunende Katzen vor und kastriert jedes Jahr rund zwei Dutzend Tiere. Die Finanzierung läuft über die Einnahmen, die beim Lotto spielen erzielt werden. Das Land Thüringen stellt dabei den Tierschutzvereinen Beträge von bis zu 3000,- Euro zur Verfügung, um streunende Katzen zu kastrieren.

Fazit

Katzen wie auch Hunde sind wunderbare Hausgenossen. Wer einen Hund oder eine Katze als hält, der sollte sich jedoch immer darüber im Klaren sein, dass er eine große Verantwortung für sein trägt. Hunde haben auch an der Leine genug Auslauf und Katzen sind auch ohne Freigang glücklich.

Bild: @ depositphotos.com / frantic00

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Ulrike Dietz