Führende Ökonomen kritisieren die Vorschläge von Kanzlerkandidat Friedrich Merz, die Einbürgerungsregeln im Falle eines Wahlsieges zu verschärfen. Monika Schnitzer, Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, und Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, argumentieren, dass ein modernes Staatsangehörigkeitsrecht notwendig sei, um den Fachkräftemangel zu beheben und die Integration von Zugewanderten in den deutschen Arbeitsmarkt zu fördern. Sie warnen davor, dass die Verschärfung der Einbürgerungsregeln Deutschland als Wirtschaftsstandort schwächen und zu einer Ungleichbehandlung von Staatsbürgern führen könnte.
Berlin () – Führende Ökonomen haben die Ankündigung von Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) kritisiert, bei einem Wahlsieg die Regeln für Einbürgerungen wieder zu verschärfen.
„Vielmehr sollten die weiterhin hohen bürokratischen Hürden abgebaut und die Bearbeitungszeiten der Einbürgerungsanträge verkürzt werden“, sagte Monika Schnitzer, Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, dem „Handelsblatt“. „Sie sind ein echter Standortnachteil im internationalen Wettbewerb um internationale Fach- und Arbeitskräfte.“
Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, hält den Kurswechsel der Union bei Einbürgerungen ebenfalls für falsch. „Es ist überhaupt nicht zu erkennen, welche Probleme im Land der Vorschlag von Merz lösen kann, wohl aber, dass er Probleme schafft“, sagte Hüther dem „Handelsblatt“. Eingebürgerte Menschen treibe nun die Sorge um, zum Staatsbürger zweiter Klasse zu werden. „Das schwächt letztlich den Wirtschaftsstandort Deutschland.“
Schnitzer und Hüther weisen darauf hin, dass ein modernes Staatsangehörigkeitsrecht dazu beitrage, den Fachkräftemangel in Deutschland zu beheben. „Die Fristen für eine Einbürgerung von Zugewanderten in Deutschland wieder zu verlängern, wäre deshalb der falsche Weg, wenn uns an einer erfolgreichen Integration der Zugewanderten in den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft gelegen ist“, sagte Schnitzer. Sie gab außerdem zu bedenken, dass es doppelte Staatsbürgerschaften in den meisten anderen OECD-Ländern schon lange gebe: „Nur Deutschland, das ein Einwanderungsland sein will und muss, hatte sich lange dagegen gesperrt.“
Auch Hüther hob die Vorteile des Einbürgerungsprozesses hervor. Zugewanderte würden in diesem Rahmen mit allen Rechten und Pflichten des Grundgesetzes ausgestattet: „Damit wird vermieden, dass größere Gruppen hierzulande lebender Menschen dauerhaft von den politischen Prozessen und öffentlichen Ämtern weitgehend ausgeschlossen bleiben“, sagte er. Das müsse ein modernes Einwanderungsrecht ermöglichen.
Text-/Bildquelle: |
Übermittelt durch www.dts-nachrichtenagentur.de |
Bildhinweis: |
Reisepass (Archiv)
|
Die Nachrichtenagentur versorgt seit über 10 Jahren ihre Kunden rund um die Uhr mit topaktuellen Nachrichtentexten und Bildern.
Letzte Artikel von Deutsche Textservice Nachrichtenagentur GmbH
(Alle anzeigen)- Zahl an Einbürgerungen steigt weiter stark Wiesbaden () - Im Jahr 2023 sind in Deutschland rund 200.100 Ausländer eingebürgert worden. Das waren so viele wie noch nie seit Beginn der Zeitreihe…
- Schnitzer warnt vor Reformstillstand bei GroKo Monika Schnitzer sieht die gescheiterte Ampelkoalition mitverantwortlich für die anhaltende wirtschaftliche Rezession in Deutschland, da interne Konflikte zu Verunsicherung bei Bürgern und Unternehmen geführt haben.…
- Schnitzer will Wirtschaftspolitik auf Klimaschutz… Monika Schnitzer und Enzo Weber fordern in einem Gastbeitrag, dass die deutsche Wirtschaftspolitik konsequent auf Transformation ausgerichtet wird, um der wachsenden Konkurrenz durch China und…
- Schnitzer soll Wirtschaftsweise bleiben Monika Schnitzer, die Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, wird auf Vorschlag von Wirtschaftsminister Robert Habeck erneut in das Gremium der sogenannten Wirtschaftsweisen…
- Wirtschaftsweisen-Chefin warnt vor Rentenplänen der SPD Monika Schnitzer, die Chefin der Wirtschaftsweisen, äußert Bedenken hinsichtlich der Rentenpläne der SPD, da diese nur den Rentenanstieg stabilisieren und nicht das System selbst langfristig…
- Grüne und FDP schließen sich Kritik an Kinderbetreuung an Die Grünen und die FDP unterstützen die Kritik von Monika Schnitzer zur unzureichenden Kinderbetreuung in Deutschland, die viele Familien, insbesondere Frauen, in ihrer Berufstätigkeit hemmt.…
- Ökonomen warnen vor EU-Plänen der AfD Die AfD trifft mit ihren Forderungen nach einem Austritt aus der EU und einer Rückkehr zur D-Mark auf heftige Kritik von führenden Ökonomen, die severe…
- Schnitzer fordert Reform der Schuldenbremse und… Berlin () - In der Diskussion über den Bundeshaushalt 2025 hat die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, die Ampelkoalition zu einer behutsamen Reform der Schuldenbremse…
- Wirtschaftsweise kritisiert Rentenpolitik als… Monika Schnitzer, die Vorsitzende des Sachverständigenrats Wirtschaft, kritisiert die fehlende Reformbereitschaft der Parteien im Hinblick auf das Rentensystem und bemängelt, dass niemand eine umfassende Reform…
- Wirtschaftsweise Schnitzer attackiert Lindners Sparkurs Berlin () - Die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, hat die Haushaltspolitik von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) scharf kritisiert. Angesichts der Konjunkturschwäche könne sie "nur…
- Nettozuwanderung aus Ukraine 2023 deutlich geringer… Wiesbaden () - Im Jahr 2023 sind deutlich weniger Menschen aus der Ukraine nach Deutschland zugezogen als im Jahr 2022. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis)…
- Wirtschaftsweise lehnt Angleichung der Mütterrente ab Monika Schnitzer, die Chefin der Wirtschaftsweisen, spricht sich gegen die Forderung der CSU aus, die Mütterrente für vor 1992 geborene Kinder zu erhöhen. Sie bezeichnet…
- Union will im Fall eines Wahlsieges "faktischen… Berlin () - Unions-Fraktionsgeschäftsführer Thorsten Frei hat für den Fall eines Wahlsieges von CDU/CSU bei der Bundestagswahl einen "faktischen Aufnahmestopp" für Asylbewerber angekündigt."Dazu werden wir…
- Rufe aus CDU nach Stopp von Einbürgerungen von Syrern Der baden-württembergische CDU-Landesvorsitzende Manuel Hagel fordert einen Stopp der Einbürgerungen für syrische Flüchtlinge als Reaktion auf den möglichen Sturz des Assad-Regimes, und sieht die Notwendigkeit,…
- Einbürgerungsreform stellt Kommunen vor enorme… Berlin () - Die Einbürgerungsreform der Ampelkoalition stellt die Kommunen vor enorme Herausforderungen. Wie eine Abfrage der "Welt am Sonntag" bei den 25 größten Städten…