Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Fritz Felgentreu vergleicht Bundeskanzler Olaf Scholz mit der tragischen Figur Ödipus aus der griechischen Mythologie, da er die Probleme der aktuellen politischen Situation auf eine Reihe von Versäumnissen einer ganzen Generation von Politikern zurückführt. Felgentreu erwähnt dabei die Vernachlässigung der Infrastruktur und Fehler in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik als Ursachen für die Schwierigkeiten, mit denen Scholz konfrontiert ist. Darüber hinaus zieht er historische Parallelen zur Ampelkoalition und veranschaulicht, wie Machtkämpfe und Unzufriedenheit wie im Antiken Rom das Bündnis gefährden können.
Berlin () – Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Fritz Felgentreu vergleicht den Kanzler mit einer tragischen Gestalt der griechischen Mythologie.
„Olaf Scholz erinnert mich an Ödipus“, sagte Felgentreu dem „Spiegel“. Zur Begründung führte er aus: „Weil es die Geschichte eines eigentlich guten Monarchen ist, eines guten Politikers, der im Interesse seines Volkes weise regiert, und trotzdem geht auf einmal alles schief.“ Zunächst verstehe Ödipus nicht, woran das liege. Dann stelle sich heraus, „dass viele seiner eigenen vergangenen Fehler der Ursprung dessen sind, was ihm und den Menschen zu schaffen macht, die er regiert“, sagte Felgentreu.
In Sophokles` Tragödie „König Ödipus“ tötet die titelgebende Figur unwissentlich den eigenen Vater und heiratet die eigene Mutter. Auf die Frage, welchen Fehler er bei Scholz sehe, sagte der ehemalige Abgeordnete: „Ich würde da nicht einen einzelnen konkreten Fehler benennen. Ich meine eher eine Reihe von Versäumnissen, die einer ganzen Generation von Politikern in den vergangenen 30 Jahren unterlaufen sind und die uns jetzt einholen.“ Als Beispiele nannte er die Vernachlässigung der Infrastruktur und „Fehleinschätzungen in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik“.
Der klassische Philologe Felgentreu saß von 2013 bis 2021 für die SPD im Bundestag und kehrte nach seinem Ausscheiden an das Evangelische Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin zurück. Der ehemalige verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion ist außerdem als Mitglied des Senior Advisory Board für die Strategieberatung Concilius tätig und berät dort zu Fragen der Sicherheits- und Verteidigungspolitik.
Auch zum Ende der Ampelkoalition fand Felgentreu Bezüge in der Antike. „Die Alte Geschichte liefert ja für fast alles mehr oder weniger passende Parallelen“, sagte er. „Das zweite Triumvirat zum Beispiel, ein Bündnis zwischen Octavian, Marcus Antonius und Lepidus, ist auch daran zugrunde gegangen, dass einer der Triumvirn mit seinem Erfolg unzufrieden war und wegen überzogener Forderungen kaltgestellt wurde.“ Auf den Hinweis, dies klinge nach Christian Lindner, sagte Felgentreu: „Damals war es Lepidus. Der durfte aber immerhin seinen Lebensabend in einer süditalienischen Luxusvilla zubringen. Es gibt Schlimmeres.“
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