Alle zwei Tage ein neuer Milliardär – der neue Oxfam-Bericht ist da

Noch nie gab es so viele sehr reiche Menschen auf dieser Welt. Der neue Oxfam-Bericht zeigt einmal mehr auf, wie ungerecht und ungleich das Vermögen aufgeteilt ist. So besitzen 42 Milliardäre so viel wie die Hälfte der ganzen Welt und es werden immer mehr. Alle zwei Tage gibt es einen neuen Milliardär, der sich in die Reihe der Superreichen einreiht. Währenddessen verhungern zu viele Menschen oder müssen als Sklaven für einen Hungerlohn arbeiten.

Willkommen in Davos

Am 23. Januar 2018 treffen sich wie in jedem Jahr, die Reichen und Superreichen im noblen Schweizer Skiort Davos, um dort einen Weltwirtschaftsgipfel abzuhalten. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Art Schaulaufen der Superreichen. Konkrete Vorschläge, um die Welt ein wenig gerechter zu machen, gibt es auch in diesem Jahr mit Sicherheit nicht. Für die Hilfsorganisation Oxfam ist das der Zeitpunkt, einen neuen Bericht vorzulegen, um die große Ungleichheit aufzuzeigen. Die Zahlen, die der Oxfam-Bericht in diesem Jahr vorlegt, sind erschreckend und dramatisch. Im vergangenen Jahr flossen 82 Prozent des internationalen Wachstums einzig und allein in die Taschen des reichsten Prozents der Weltbevölkerung. Noch nie zuvor war die Zahl der Dollarmilliardäre so groß wie heute, alleine 2017 ist sie von 233 auf 2043 gestiegen.

Falsche Entscheidungen

Wieder einmal soll der aktuelle Oxfam-Bericht den Finger auf die Wunde legen und auf die stetig wachsende Ungleichheit auf dieser Welt hinweisen. Diese Ungleichheit und Ungerechtigkeit ist laut Oxfam aber kein Naturgesetz, es ist einfach nur die Folge von falschen politischen Entscheidungen. So prangert der Oxfam-Bericht die Steuervermeidung der großen und der Reichen an. Durch diese Steuerhinterziehungen entgehen den Entwicklungsländern Jahr für Jahr sehr viele Milliarden Dollar, die dort dringend benötigt werden. Der Oxfam-Bericht verlangt aber auch, dass Frauen und Männer weltweit den gleichen Zugang zu und Gesundheit haben müssen. findet im Oxfam-Bericht ebenfalls Erwähnung, die Bundesrepublik wird dabei als „Ungleichland“ bezeichnet.

Ungerecht verteilt

Deutschland erlebt einen wirtschaftlichen Boom, aber das Vermögen wird sehr ungerecht verteilt. Zwischen 2016 und 2017 ist das Vermögen von einem Prozent der reichsten Deutschen um 22 Prozent angestiegen, bei der ärmeren Hälfte war es gerade einmal drei Prozent. Nur in Litauen ist das Ungleichgewicht innerhalb der Eurozone noch größer, so der Oxfam-Bericht. Die Kritiker werfen der Hilfsorganisation allerdings vor, nur mit extremen Zahlen und ebenso extremen Aussagen zu arbeiten, um sich mit einer drastischen Botschaft Gehör zu verschaffen. Nicht alle Zahlen, die Oxfam vorlegt, entsprechen auch tatsächlich den Tatsachen und schon mehrfach musste Oxfam Korrekturen vornehmen. So sorgte die Organisation im vorigen Jahr für Aufsehen, als sie behauptete, dass die acht reichsten Menschen auf dieser Welt so viel Vermögen besitzen, wie die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung. 2018 sind es schon 42 Menschen, als ein Zeichen für mehr Gerechtigkeit sieht Oxfam das aber nicht.

Gibt es auch positive Nachrichten?

Selbst wenn fast alles, was im Oxfam-Bericht steht, dramatisch ist, es gibt auch einige positive Nachrichten. So ist das weltweite Einkommen der Menschen laut des Berichts der Hilfsorganisation heute etwas besser verteilt als das Vermögen. In Lateinamerika, in China und anderen Ländern Asiens mit einer hohen Bevölkerungszahl sind die Einkommen stärker gewachsen als das in den vergangenen Jahren der Fall war. Hier zeigt sich offenbar der Aufschwung der Wirtschaft in den sogenannten Schwellenländern. Oxfam relativiert diesen vermeintlichen Fortschritt allerdings. Dass in Asien heute über ein höheres Einkommen verfügen, ist ein begrüßenswerter Fortschritt. Von einer Trendwende bei der globalen Einkommensungleichheit will Oxfam aber noch lange nicht sprechen, denn dazu reichen die Erfolge bei Weitem nicht aus. Noch immer leben sieben von zehn Menschen in einem Staat, in dem die Ungleichheit beim Einkommen im vergangenen Jahr zugenommen hat.

Was steckt hinter Oxfam?

Wer oder was verbirgt sich hinter der Organisation, die jedes Jahr pünktlich zum Weltwirtschaftsgipfel mit einem Bericht für Aufsehen sorgt? Oxfam ist ein weltweit agierender Verband aus mehreren Entwicklungs- und Hilfsorganisationen. Er setzt sich dafür ein, dass auch die Menschen in den ärmeren Ländern eine sichere und nachhaltige Existenzgrundlage bekommen. Oxfam kümmert sich um einen besseren Zugang zu Bildung, zu sauberem Trinkwasser, einer besseren gesundheitlichen Versorgung und zu Hygiene-Einrichtungen. Außerdem kümmert sich die Organisation um Unterstützung für die Bevölkerung bei Krisen, Kriegen und Katastrophen. Oxfam wurde 1942 in Großbritannien als Oxforder Komitee zur Linderung von Hungersnot gegründet. Das Ziel der neuen Organisation war es, die grausamen Folgen der deutschen Besatzung in Griechenland zu lindern. Nach dem Krieg wurde Oxfam immer größer und auch in Kanada, Australien, den USA sowie in Neuseeland entstanden Niederlassungen. Seit 1986 gibt es die Oxfam-Läden auch in Deutschland.

Unterstützer und Aktionen

Oxfam ist keine von der Regierung oder von den Kirchen beauftragte Hilfsorganisation, sondern sie finanziert sich alleine über Spendengelder. Auch die 1200 Läden (49 davon in Deutschland) in neun Ländern tragen dazu bei, dass Oxfam arbeiten kann. Sehr erfolgreich ist zum Beispiel OxfamUnverpackt, eine Aktion, die es möglich macht, Spenden an Dritte zu verschenken, die dann Oxfam zugutekommen. Auch der Oxfam Trailwalk ist heute rund um den Globus bekannt. Dabei joggt oder wandert immer ein Team von vier Personen 100 Kilometer, und zwar innerhalb von 30 Stunden. Das Team muss dabei aber gemeinsam über die Ziellinie gehen. Die Teams sammeln vor dem Start für Oxfam so viele Spenden wie möglich. Viele Stars engagieren sich tatkräftig für die internationale Organisation. Dame Helen Mirren und der Oscar-Preisträger Colin Firth, der Schauspieler Antonia Banderas und die Sängerin Annie Lennox, und das dänische Supermodel Helen Christensen unterstützen die Kampagnen und sind Oxfam-Botschafter.

Fazit

Wenn sich die Reichen und Mächtigen im schönen Davos treffen, dann werden sie ganz bestimmt nicht darüber diskutieren, wie sie der armen Bevölkerung auf dieser Welt helfen können. Sie werden vielmehr darüber debattieren und sich austauschen, wie sie ihren Reichtum weiter mehren können und welche steuerliche Vorteile es noch gibt. Das Ganze passiert unter Ausschluss der Öffentlichkeit, Details von dem, was gesprochen wird, dringen nicht nach draußen. Oxfam kann die Situation vielleicht nicht ändern, aber die Organisation kann immer wieder darauf hinweisen, wie ungerecht diese Welt ist. Je lauter Oxfam ist, umso größer ist die Chance, dass immer mehr Menschen zuhören.

Bild: @ depositphotos.com / 360ber

Alle zwei Tage ein neuer Milliardär – der neue Oxfam-Bericht ist da

Ulrike Dietz