Union kritisiert mangelnden Schutz iranischer Regimekritiker

Berlin () – Rund ein Jahr nach Beginn der durch den Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini ausgelösten Massenproteste im Iran wird Kritik am mangelnden Schutz für iranische Regimekritiker durch die Bundesregierung laut. “Das ist inzwischen leider extrem schwierig, weil viele der und Männer, die an den Protesten des vergangenen Jahres beteiligt waren, mit Reiseverboten belegt wurden oder im Gefängnis sitzen”, sagte der CDU-Außenpolitikexperte Norbert Röttgen, Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, der “Welt” (Dienstagausgabe).


“Sie können auf offiziellem Wege das Land nicht mehr verlassen. Da hätte man viel schneller handeln müssen, das ist die traurige Realität.” In der Vergangenheit waren nach einer zügigen Herausgabe humanitärer Visa lautgeworden. Rechtliche Hürden müssen dafür nach Ansicht des Außenpolitikers nicht gesenkt werden.

“Dessen bedarf es nicht”, so Röttgen. “Rechtlich gibt es keine Hürden, die Verwaltungspraxis des Auswärtigen Amtes verhindert, dass Dissidenten auf direktem Weg nach Deutschland kommen können.” Kritik äußert der Außenpolitiker auch an der stockenden Herausgabe von Visa für den Schengen-Raum durch die Botschaft in Teheran. An der Auslandsvertretung kommt es insbesondere im Bereich der kurzfristigen Visa zu erheblichen Terminengpässen.

Es sei “de facto ein Ding der Unmöglichkeit” für Iraner, an einen Visavergabetermin in der deutschen Botschaft in Teheran zu kommen, so Röttgen. Termine würden für horrende Summen auf dem Schwarzmarkt angeboten. “Das kann nicht im Interesse des Auswärtigen Amtes sein.” Am Ende trage immer die Botschaft die Verantwortung.

“Wenn also Termine nur noch über den Schwarzmarkt und für horrende Summen zu erhalten sind, dann muss das Auswärtige Amt einschreiten.” Bei der iranischen Diaspora führe die Praxis zudem zu Unverständnis. “Die Bundesregierung verspielt durch diese Vergabepraxis sowohl in der Iran-stämmigen Diaspora als auch bei den im Iran viel Vertrauen. Es wurden vollmundig Solidarität und Großzügigkeit angekündigt – insbesondere durch die Außenministerin. Davon ist in der Realität wenig bis nichts zu sehen.”

Der außenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Ulrich Lechte, räumt Probleme bei der Terminvergabe ein. “Dies ist misslich, und ich kann die Kritik daran nachvollziehen”, sagte Lechte der “Welt”. “Eine schnellere Terminvergabe kann nur durch die Erhöhung der personellen Unterstützung vor Ort erreicht werden – das Auswärtige Amt arbeitet mit Hochdruck daran, Lösungen für die bekannten Probleme zu finden.”

Leider sei mit Blick auf die aktuelle politische Situation in Iran allerdings nicht auszuschließen, dass die der Visastelle weiter beeinträchtigt wird.

Text-/Bildquelle: Übermittelt durch www.dts-nachrichtenagentur.de
Bildhinweis: Demo gegen das Regime im Iran (Archiv)

Union kritisiert mangelnden Schutz iranischer Regimekritiker

Zusammenfassung

– Kritik an mangelndem Schutz iranischer Regimekritiker durch Bundesregierung
– Viele Protestteilnehmer sitzen im Gefängnis oder haben Reiseverbote
– Verwaltungspraxis des Auswärtigen Amtes behindert Dissidenten, direkt nach Deutschland zu kommen
– Herausgabe von Schengen-Visa durch deutsche Botschaft in Teheran stockt
– Außenpolitiker Röttgen: Botschafts-Termine nur noch über Schwarzmarkt erhältlich, Auswärtiges Amt muss einschreiten
– Unzufriedenheit in iranischer Diaspora

Fazit

Ein Jahr nach den regimekritischen Massenprotesten im Iran wird die Bundesregierung kritisiert, da sie nicht genügend Schutz für regimekritische Demonstranten bietet. Norbert Röttgen, ein führender CDU-Politiker, beschuldigt das Auswärtige Amt, die Ausstellung von Visumanträgen für Demonstranten, die seit den Protesten reisefähig oder inhaftiert sind, nicht zu erleichtern. Röttgen drängte das Amt, Visa rascher auszustellen und auf ernste Engpässe bei kurzfristigen Visa-Angelegenheiten, insbesondere bei der deutschen Botschaft in Teheran, zu reagieren.

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