Der Präsident und der Provokateur – Neues von Michael Moore

In früheren Zeiten hatte jeder König auch einen Hofnarren, der nur die Aufgabe hatte, den König gut zu unterhalten. Der Hofnarr durfte auch als Einziger den König kritisieren, obwohl nur indirekt und in schelmischer Form. Heute haben die Könige offiziell keinen Hofnarren mehr und die gewählten Präsidenten erst recht nicht. Aber es gibt Ausnahmen, beispielsweise Michael Moore, eine Art Hofnarr für amerikanische Präsidenten. Michael Moore „diente“ schon George W. Bush in seiner Eigenschaft als scharfer Kritiker und Schriftsteller, aber vor allem als Provokateur. Jetzt ist Donald Trump an der Reihe.

Ein neuer Film

„Fahrenheit 11/9“ heißt der neue von Michael Moore und diesmal dreht sich alles um die Politik von Donald Trump. In einer gelungenen Mischung aus Komödie und Dokumentation zeigt der Provokateur Michael Moore, wie der „Wahnsinn anfing und wie man ihn beendet“. Der Film ist gewohnt kritisch bis provokant und frech. Zu sehen ist der amerikanische Präsident Donald Trump, unter dem Bild stehen die Worte: „Meine Damen und Herren, der letzte Präsident der Vereinigten Staaten.“ Michael Moore geht es vor allem darum, die amerikanische darauf aufmerksam zu machen, wie sehr die Regierung Trump das Land spaltet. Die USA zerfallen in zwei Gruppen: Diejenigen, die Trump unterstützen und diejenigen, die ihn mit aller Macht bekämpfen. Michael Moore warnt eindringlich vor Auseinandersetzungen, die zunehmend gewalttätiger sind. Ein weiteres Thema, das dem Filmemacher am Herzen liegt, ist die soziale Ungerechtigkeit in den USA. Er nennt dafür auch ein Beispiel: seine Heimatstadt Flint im US-Staat Michigan.

Der Skandal von Flint

Flint erlangte weit über die Grenzen der USA hinweg traurige Berühmtheit, da die Stadt jahrelang Geld sparen wollte. Aufgrund dessen litten die Einwohner unter einer Bleivergiftung, da das Trinkwasser über mehr als zwei Jahre hinweg extrem stark verseucht war. Es gab mehrere Todesfälle und der Gesundheits-Chef von Michigan musste wegen Totschlags vor Gericht. Die Stadt wollte Geld sparen und entnahm daher ab dem Sommer 2014 aus dem Fluss. Leider war die Wasserwiederaufbereitungsanlage jedoch nicht in der Lage, das Wasser nach den Vorschriften für Trinkwasser aufzubereiten. Das Wasser wurde aggressiv, es löste das Blei aus den alten Wasserleitungen und wurden zum Teil schwer krank.

Schuld ist die Armut

Wie viele Industriestädte, so ist auch Flint nach der weltweiten Wirtschaftskrise total verarmt. Die Idee, das Wasser aus dem Fluss zu entnehmen, war von der Stadtverwaltung sicher gut gemeint. Die Stadtväter beachteten dabei jedoch nicht, dass das Wasser aus dem Flint River durch die Autoindustrie im nahen Detroit verseucht ist. Es dauerte mehr als ein Jahr, bis die Stadt die Bürger endlich aufklärte. Die Bewohner hatten sich hingegen schon im Sommer 2014 über das trübe und stinkende Wasser beschwert. Es führte zu Haarausfall, zum Erbrechen und zu einem Hautausschlag. 2016 rief der damalige Präsident Barack Obama den Notstand aus. Für zwölf Bewohner von Flint kam jedoch jede Hilfe zu spät, sie starben an einer Bleivergiftung. Michael Moore denkt heute noch mit Schrecken an den Skandal von Flint und er hat die Befürchtung, dass ein solches Unglück unter der Präsidentschaft von Donald Trump keine Seltenheit mehr ist.

Kritik an der Regierung

Der Titel seines neuen Buches ist wieder eine Anspielung an den Roman „Fahrenheit 451“ von Ray Bradbury. Er bezieht sich auf den 9. November 2016, der Tag, als Donald Trump zum Präsidenten der USA gewählt wurde. Für den bekennenden Linken Michael Moore war das einer der schwärzesten Tage in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Trump ist nicht der erste Präsident, der mit der scharfen Kritik von Michael Moore leben muss. Auch die Regierungszeit von George W. Bush zwischen 2001 und 2009 bot Michael Moore eine Plattform. 2004 kam der Film „Fahrenheit 9/11“ in die Kinos. In diesem Film geht es um die Terroranschläge vom 11. September 2001 und wie die Regierung Bush damals damit umgegangen ist.

Michael Moore, der Oscar-Preisträger

Michael Moore hat seit Anfang der Jahrtausendwende immer mal wieder von sich reden gemacht. Sein Buch „Stupid White Man“ war ein Besteller und für seinen Film „Bowling for Columbine“ bekam er 2003 einen Oscar. Buch und Film setzen sich kritisch mit der Politik während der Bush-Ära auseinander. Sie macht Michael Moore indirekt für den Amoklauf an der Columbine-Highschool mit zwölf toten Schülern und Lehrern verantwortlich. Nach Ansicht von Michael Moore ist auch das Schulmassaker ein Zeichen für die Spaltung des Landes, die seiner Meinung nach unter einem Präsidenten Donald Trump weiter zunehmen wird. Für die Linken in Amerika, zu denen auch Michael Moore gehört, ist Trump der Präsident für die wohlhabenden Amerikaner. Für die Armen hingegen ist der Präsident nicht da.

Moore will den Präsidenten stürzen

„Ich mache einen Film, um uns aus dem Chaos zu holen“, sagt Michael Moore über seinen neuen Film „Fahrenheit 11/9“. Mit diesem Film soll sich die „Teflon-Schicht“ auflösen, die den Präsidenten umgibt. Anschließend wird er stürzen. Moore ist verzweifelt darüber, dass Trump offenbar ein Präsident ist, der auch bei scharfer Kritik standhaft bleibt. Er ist jedoch davon überzeugt, dass die Realität, ein kluges Köpfchen und auch unwiderlegbare Fakten den amtierenden Präsidenten zu Fall bringen. Das ist eine schwere Aufgabe, schreibt Michael Moore auf Facebook, selbst wenn sich der Präsident verletzt, dann steht er am nächsten Morgen wieder auf und twittert, als wäre nichts gewesen.

Ein Problem gibt es noch

Der neue Film von Michael Moore stand bereits in den Startlöchern, als das Magazin „Variety“ verkündete, dass Bob und Harvey Weinstein „Fahrenheit 11/9“ die weltweiten Rechte für den Film erworben haben. Normalerweise ist das nichts Ungewöhnliches, denn die Weinstein-Brüder haben auch die Rechte am Film „Fahrenheit 9/11“ aus dem Jahre 2004. Aktuell sorgt Harvey Weinstein jedoch wegen sexueller Belästigung und Vergewaltigung in mehreren Fällen für Schlagzeilen und muss sich vor Gericht verantworten.

Fazit

„Fahrenheit 11/9“ feiert im Rahmen der Filmfestspiele im kanadischen Toronto am 6. September 2018 seine Weltpremiere. In anderen kanadischen Städten und auch in den USA läuft die Dokumentation ab dem 21. September 2018 in den Kinos. Wann der Film in anläuft, steht leider noch nicht fest. Der Trailer sorgt aber jetzt schon jetzt für Spannung, denn Michael Moore gibt einmal mehr den Hofnarren.

Bild: © Depositphotos.com / Wavebreakmedia

Der Präsident und der Provokateur – Neues von Michael Moore

Ulrike Dietz